Die Zukunft der DBH

Umbauprozess der DBH dauert an

20. Januar 2014
von Christina Schulte
Was wird aus der DBH Buch Handels GmbH und Co. KG? Das ist eine der meistgestellten Fragen im Zuge der Insolvenz der Verlagsgruppe Weltbild.
Immerhin ist das Unternehmen zu 50 Prozent an der Buchhandelsgruppe beteiligt. Für viele in der Branche gilt die DBH als ein Unternehmen, das seine Hausaufgaben zu einem großen Teil gemacht hat – und dem durchaus Chancen eingeräumt werden, auch ohne Weltbild, möglicherweise mit einem neuen Partner, überlebensfähig zu sein. Einkauf und Logistik würden operativ ohnehin schon selbständig abgewickelt. Weil die Furcht sehr groß ist, dass durch Verwerfungen bei der DBH weitere Buchhandelsfläche verschwinden könnte, kann sich das Unternehmen in diesen Tagen zudem der Solidarität der Handelspartner gewiss sein.

Hinzu kommt, dass die DBH in den vergangenen Jahren bereits deutliche Einschnitte vorgenommen hat - der Riese, der im August 2006 das Licht der Welt erblickte, ist auf ein kleineres Maß zurechtgestutzt worden. Die Umbauarbeiten der Buchhandelsgruppe sind jedoch bis heute nicht abgeschlossen: Die Filialbereinigung setzt sich 2014 weiter fort, gerade wurde die Schließung einer Buchhandlung in Lübeck bekannt gegeben. Der Rotstift waltet auch in Hannover, dort sollen in den beiden Geschäften in der Ernst-August-Galerie und in der Bahnhofsstraße ab diesem Jahr Zeitarbeiter statt Kassierer eingesetzt werden.

Damals, im Sommer 2006, erschütterte ein Paukenschlag die Branche: Die Unternehmen Weltbild und Hugendubel, die über die Weltbild-Kette ohnehin schon verbunden waren, legten ihr Filialgeschäft endgültig zusammen und holten die Regionalfilialisten Weiland, Habel und Wohlthat'sche mit ins Boot. Das Unternehmen (50:50 Joint-Venture) mit dem holprigen Namen DBH Buch Handels GmbH und Co. KG wurde damit über Nacht zum größten Buchhändler Deutschlands. In Zahlen las sich das zur Gründung so: 451 Filialen, 3.436 Mitarbeiter, eine Gesamtfläche von ca. 172.000 Quadratmetern sowie ein Umsatz von 672 Millionen Euro.

Jetzt, keine acht Jahre später, liest sich das so: Die geschrumpfte DBH beschäftigt derzeit noch 3.100 Mitarbeiter, davon 1.700 bei Hugendubel und 1.400 in den Weltbild Filialen. Die Anzahl der Filialen in Deutschland, Österreich und der Schweiz liegt bei rund 390, davon 77 Hugendubel-Buchhandlungen, 237 Weltbild-Läden (inklusive 29 Jokers) und rund 60 Weltbild-Filialen in der Schweiz und Österreich. Zuletzt meldete das Unternehmen einen Umsatz von 530 Millionen Euro (2011/21012).

Was ist geschehen in den letzten Jahren? Schlaglichter einer noch jungen Unternehmensgeschichte: Gestartet war man unter dem schönen Begriff „Star-Alliance“ und mit der Intention, dass jeder Partner seine Eigenständigkeit und seine Marke behalten sollte. Doch viele der Pläne, die die DBH hegte, wurden fallen gelassen oder revidiert. Das aggressive Expansionsgebaren der DBH und von Thalia, die Doppel- und Dreifachbesetzung von Standorten, der Überfluss an Fläche, die hohen Mieten in den 1a-Lagen setzte die beiden Big Player bekanntermaßen unter massiven wirtschaftlichen Druck. Die Folge bei der DBH: Flächenreduzierungen und Schließungen etlicher Standorte, selbst vor dem Stammhaus am Salvatorplatz in München wurde nicht Halt gemacht.

Hinzu kamen Entlassungen in größerem Umfang und der Strategiewechsel mit der Abkehr von der Mehrmarkenstrategie hin zur Marke Hugendubel. „Wir gehen weg von der lokalen dezentralen Markenstrategie“, sagte Geschäftsführer Maximilian Hugendubel im September 2012. Um seine Kunden bundesweit über alle Kanäle hinweg auf sich aufmerksam zu machen, brauche ein Händler heute eine bekannte Marke. Alles andere sei nicht praktikabel. So wurden Zug um Zug die Filialen in Hugendubel umbenannt. Namen wie Buch Habel und Schmorl & von Seefeld verschwanden aus der Buchhandelslandschaft.

Später als manch anderer stationären Händler ist Hugendubel in den Onlinehandel eingezogen. Zum Weihnachtsgeschäft 2010 wurde der Auftritt hugendubel.de erneuert und ausgebaut. Bis dahin stand auf der Plattform eher der Kundenservice im Vordergrund, nicht so sehr der Buchverkauf. In diesen Wochen bezeichnete Nina Hugendubel die Website Hugendubel.de als einen der meistwachsenden Onlineshops in Deutschland - der freilich von weltbild.de betrieben und von Augsburg aus gesteuert wird. Ein Punkt, an dem möglicherweise für Entflechtung gesorgt werden müsste.
Aktiv ist die DBH auch, über ihre Warenhaus-Tochter, bei der Bewirtschaftung von Karstadt-Buchflächen. Im Oktober 2007 kündigte man an, die Buchflächen in 52 Karstadt-Filialen zu übernehmen. Das Bundeskartellamt gab im März 2008 grünes Licht – für 44 Standorte, bis Juli reduzierte sich die Zahl auf 39. Ende 2008 kam es erneut zum Kurswechsel, fortan wurden 26 Flächen bewirtschaftet. Mittlerweile sind es noch 18 Stück.

Buchhandel light: 2009 gab die DBH die Parole aus, dass das Sortiment auf weniger beratungsintensive Bereiche umgestellt werden solle. Auch Hugendubel und Habel orientierten sich stärker am Boulevard und setzten Schwerpunkte bei Unterhaltung, Kinderbuch und „Besser leben“. Zugleich gewannen Zusatzsortimente an Bedeutung.

Und jetzt? Derzeit werden bei Hugendubel in München intensive Gespräche mit Geschäfts- und Finanzierungspartnern geführt.