Vorläufiger Gläubigerausschuss eingesetzt

Katholische Wochen für Weltbild

20. Juli 2015
von Börsenblatt
Weltbild-Aufsichtsratschef Peter Beer und Vertreter von Belegschaft und ver.di wollen sich heute treffen. Letztere planen öffentlichkeitswirksam "Katholische Wochen" mit vielen Aktionen. Sie starten mit einer "Woche der Fürbitten", auf die eine "Woche der Solidarität" folgen soll. Inzwischen hat das Amtsgericht Augsburg einen vorläufigen Gläubigerausschuss eingesetzt.
Dem Gläubigerausschuss gehören nach Informationen der "Wirtschaftswoche" je ein Vertreter von ver.di, der Arbeitsagentur, des Warenkreditversicherers Euler Hermes, der Unicredit-Bank und des Speditionsunternehmens Andreas Schmid an. Indessen warteten Verlage, die auch Gläubiger sind, noch auf die Erlöse des Weihnachtsgeschäfts, die von Weltbild aufgrund der Zahlungsfristen zwischen 60 und 90 Tagen noch nicht weitergeleitet worden seien.

Zum Auftakt der Woche der Fürbitten hat  ver.di mit einem katholischen Geistlichen mehrere Fürbitten verfasst, die per E-Mail an diejenigen Bischöfe verschickt werden sollen, die Weltbild-Gesellschafter sind. Mit dem öffentlichen Protest will ver.di den Druck auf die kirchlichen Gesellschafter erhöhen, mit der Belegschaft ins Gespräch zu kommen. ver.di macht sich für den Erhalt aller Teile der Verlagsgruppe stark und will die Eigentümer nicht aus ihrer Verantwortung entlassen. Der den Weltbild-Betriebsrat beratende Wirtschaftssachverständige Klaus Warbruck hat am Wochenende eine Minderheitsbeteiligung interessierter Bistümer von 25,1 Prozent vorgeschlagen. Damit hätte Weltbild "einen Ankerinvestor", der bei wichtigen Entscheidungen Einspruch einlegen könne. Der Betriebsrat will Weltbild auf jeden Fall als einen "werteorientierten Multichannel-Buchhändler" erhalten. "Kombiniert mit einer werteorientierten Sortimentspolitik liegt hier ein Konzept vor, das gerade für einen christlichen Eigentümer interessant sein müsste", so Warbruck. Er zog aber auch erneut die Stiftungslösung sowie andere Investoren in Betracht, die der vorläufige Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz dringend sucht.


Kirchensteuermittel können dauerhaft das Geschäft nicht ersetzen: Zwei Bischöfe äußern sich

Inzwischen hat der Münchner Generalvikar und Weltbild-Aufsichtsratschef Peter Beer öffentlich das Scheitern der Kirche bei den Sanierungsbemühungen eingeräumt. Er berief sich auf ein Sanierungsgutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG, das die Grundlage für die 65-Millionen-Euro-Liquiditätshilfe der Diözesen gewesen und auf Wunsch der Gläubiger-Banken noch einmal von anderen Fachleuten gegengeprüft worden sei. Bis 7. Januar habe kein Anhaltspunkt dafür bestanden, dass sich an dieser Lage etwas Entscheidendes geändert haben könnte, so Beer gegenüber der katholischen Nachrichtenagentur KNA. Die von Weltbild geforderte eine Kapitalspritze sei wegen der Abstimmungen mit den zwingend zu beteiligenden Gremien schon rein technisch nicht möglich gewesen - wenn es um Mittel aus Kirchensteuern geht, muss jedes Bistum erst bei seinen Gremien um grünes Licht ersuchen. Zudem sei es vielen Teilnehmern der außerordentlichen Gesellschafterversammlung am 8. Januar nicht klar gewesen, "wie ein Minus im Weihnachtsgeschäft von ungefähr acht Millionen Euro unter Plan eine Hebelwirkung von rund 70 Millionen Euro an zusätzlichem Kapitalbedarf auslöst", sagte Beer zu KNA. Zwar sei es legitim, Kirchensteuermittel auch zur Subventionierung unternehmerischer Tätigkeiten einzusetzen, etwa um Umstrukturierungen zu unterstützen, meinte Beer: "Sie könnten aber dauerhaft das Geschäft nicht ersetzen."

"Uns Bischöfen war seit langem klar, dass es nicht Aufgabe der Diözesen sein kann, einen Medienkonzern in dieser Größenordnung fortzuführen", sagte der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke beim Neujahrsempfang seines Diözesanrats am Samstag in Eichstätt. Mit Blick auf die vielen Aufgaben der Kirche in Seelsorge und Caritas sei es ihnen nicht möglich gewesen, noch mehr Geld aufzubringen. Der Bischof dankte dabei den Mitgliedern seines Diözesansteuerausschusses, die "nach sehr kontroverser Diskussion" drei Millionen Euro für Weltbild bewilligt und damit hohes Verantwortungsbewusstsein für die Weltbild-Mitarbeiter bewiesen hätten. Ein höherer Betrag, so Hanke, "hätte die Finanzkraft des Bistums überfordert". Wie die anderen Bistümer auf die Forderung  der Belegschaft nach Erhalt aller Teile der Verlagsgruppe reagieren, sei offen: Das sei Thema der nächsten Versammlung der Bischöfe. Am 27. und 28. Januar trifft sich der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz in Würzburg.