Finanzhilfe für Weltbild

Bischöfe wollen 65 Millionen Euro zuschießen

28. Januar 2014
von Börsenblatt
Bis zu 65 Millionen Euro wollen die kirchlichen Eigentümer "im Interesse der Mitarbeiter der Verlagsgruppe Weltbild" aufbringen − das hat die Vollversammlung des Verbandes der Diözesen Deutschlands (VDD) in Würzburg beschlossen. Über die Verwendung entscheidet ein Ausschuss.

Die Gelder sollen unter anderem der "Fortführung des Geschäftsbetriebs der Gesellschaft und ihrer Töchter sowie gegebenenfalls einer Transfergesellschaft" dienen, so der VDD. Er hat im Rahmen der Sitzung des Ständigen Rats der Deutschen Bischofskonferenz eine Vollversammlung abgehalten; der Rat tagt auch heute noch. Der VDD ist mit 24,2 Prozent der derzeit größte Weltbild-Eigentümer, da ihm die Bistümer Mainz und Köln ihre Anteile von 17 und 7,2 Prozent übertragen hatten. Erste Beiträge aus Bayern sind, wie bereits gemeldet, zugesagt:

  • "Das Erzbistum München und Freising stellt einen Betrag in Höhe von 20 Millionen Euro zugunsten des ausgehandelten Finanzierungskonzepts der Weltbild-Beteiligung mit der Deutschen Buch Handels GmbH (DBH) bzw. Hugendubel bereit."
  • "Das Bistum Augsburg tritt zur Finanzierung eines Massekredits mit einem Betrag von 15 Millionen Euro für die Verlagsgruppe Weltbild in Vorleistung."

  • Die restliche Summe werde von den übrigen Gesellschaftern aufgebracht, sagte der Pressesprecher der Bischofskonferenz, Matthias Kopp. Es gebe unter den Bischöfen keinen Dissens darüber. Wie jetzt bekannt wurde, hatte der Ausgburger Bischof Zdarsa vor wenigen Tagen bei seinen Mitbrüdern für die Rettung des Medienhändlers geworben und mit eindringlichen Worten vor den Auswirkungen einer Weltbild-Pleite gewarnt: "Es steht zu erwarten, dass der ,Fall Weltbild' ohne flexibles und solidarisches Verhalten der Kirche an öffentlicher Brisanz weiter zunimmt", hieß es in seinem Brief.

     

    Über die Verwendung der Gelder soll ein Ausschuss entscheiden, der sich aus Mitgliedern des Aufsichtsrats der Verlagsgruppe Weltbild zusammensetzt. Den Vorsitz übernimmt der Generalvikar der Erzdiözese München und Freising, Peter Beer, als Sprecher der Gesellschafter. Der Finanzbedarf der Verlagsgruppe soll aber nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" wesentlich größer sein als die 65 Millionen Euro abdecken würden: Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz habe sich "vom Amtsgericht Augsburg einen Kreditrahmen in Höhe von 100 Millionen Euro genehmigen lassen". Was wiederum den Schluss zulässt, dass er an die Zukunft von Weltbild glaubt.

     

    Der Münchner Kardinal Reinhard Marx und der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa waren am Montag noch vor Beginn der Beratungen vor die Demonstranten getreten. "Ihre Situation bewegt uns", sagte Marx zu den Mitarbeiter und in zahlreiche Mikrofone und Kamera. Der Kardinal räumte ein, dass die beteiligten Bischöfe und Gesellschafter Mitverantwortung für die prekäre Situation trügen und erntete dafür zustimmendes Gemurmel. Es sei ihm ein Rätsel, wie der Finanzbedarf für den Augsburger Medienkonzern "innerhalb von 24 Stunden von 65 Millionen auf das Doppelte steigen konnte", so Marx.

    Der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa bekam leisen Beifall für seine Aussage, Weltbild solle möglichst als Ganzes erhalten und nicht aufgespalten werden, um Filetstücke zu verkaufen. Deutliche Kritik äußert er an der Geschäftsleitung von Weltbild. Sie habe über Jahre eine Strategie verfolgt, die das Unternehmen nicht vorangebracht habe; auch die Kommunikation zwischen Geschäftsleitung und Mitarbeiterschaft sei mangelhaft gewesen. Zdarsas Kritik löste Zustimmung, aber auch bittere Nachfragen bei den Demonstrierenden aus: Warum denn, bitte sehr, hätten die kirchlichen Gesellschafter nicht früher eingegriffen?, schallte es aus den Reihen der Weltbild-Mitarbeiter. Dass das Schiff Weltbild auf keinem guten Kurs sei, sei doch allen Mitarbeitern seit Jahren klar gewesen.

    Vertreter der Mitarbeiterschaft hatten gestern dagegen den Gesellschaftern vorgehalten, sie trügen Mitverantwortung für die Strategie der vergangenen Jahre. Eine Delegation empfing die Bischöfe bei ihrem turnusmäßigen Arbeitstreffen mit Sprechchören, Fahnen und Transparenten. Der Betriebsratsvorsitzende Peter Fitz forderte von den Bischöfen, "sich einen Stoß zu geben und ihre Uneinigkeit zu beenden". Die von den Gesellschaftern versprochenen 65 Millionen Euro müssten zur Verfügung gestellt und in zukunftsfähige Konzepte investiert werden. Jedesmal, wenn ein Bischof den Eingang zum Kloster passierte, skandierten die Mitarbeiter Sprechchöre wie "Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut."