Interview mit Katharina Wagenbach-Wolff

"Etwas anderes passt nicht zu mir"

30. Januar 2014
von Börsenblatt
Die Friedenauer Presse bringt seit mehr als 50 Jahren literarische Juwelen zum Funkeln. Das berückend schöne Programm ist der Entdeckerlust von Katharina Wagenbach-Wolff zu verdanken. Ein Interview.

Sie betreiben diesen Verlag seit 30 Jahren. Wie rechnet sich das für Sie?
Die Kasse muss stimmen, ich bin nicht mein Mäzen. Es gibt immer wieder einzelne Bücher, die man gut verkauft. Und dann kann man mit diesen Überschüssen wieder neue, gewagtere Titel machen. Aber ich habe in meinem Alter eine Rente und muss ökonomisch nicht so furchtbar aufpassen.

Hat sich für Sie in den 30 Jahren Entscheidendes verändert?
Nein, das kann ich nicht sagen. Die Abläufe vom Manuskript bis zum Buch wiederholen sich, allerdings waltet im Hintergrund der Computer.

Ist es schwieriger geworden für die Bücher Ihres Verlags?
Das Verlagsgeschäft ist ein ständiges Auf und Ab. Davon abgesehen, die Lesegewohnheit der Jüngeren ist mir nicht ganz klar. Sie sind derart abgelenkt durch Computer, Internet und anderes, dass nicht mehr viel Zeit zum Lesen bleibt, zunächst. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass sie irgendwann erschöpft sind von diesem Bildschirm und dann ganz gern auch mal wieder Papier anfassen.

Sie legen großen Wert auf die Ausstattung jedes einzelnen Titels Ihres Programms. Müssen Bücher schön sein?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich jetzt anfange, Broschuren zu machen, die lackierte Umschläge haben, das widerstrebt mir einfach. Das ist wie mit Kleidern, jeder zieht an, was er gerne hat. Etwas anderes passt nicht zu mir. Vielleicht ist das ein bisschen altmodisch.

Beschäftigen Sie sich mit dem Gedanken, wer den Verlag einmal übernehmen soll und wann?
Nein, im Moment noch nicht.  Alles zu seiner Zeit. Ich bin ja noch präsent.

Das beglückendste an diesem Spezialverlag ist der Mangel an Willen zur Macht, hat einmal ein anderer Verleger, Michael Krüger, über die Friedenauer Presse gesagt. Waren Sie nie in der Versuchung, mehr zu wollen?
Ich habe mich immer gegen die Zuschreibung Nischenverlag gewehrt, weil ich das abwertend fand. Aber es gab nie die Idee, den Verlag zu vergrößern. Wozu? Natürlich, einen gewissen Ehrgeiz sollte man besitzen. Doch ich habe nicht mehr so hohe Ziele. Ich bin zufrieden, so wie es ist.

Anlässlich der Verleihung des Kurt-Wolff-Preises haben Sie eine Ermahnung des Verlegers von Franz Kafka, mit dem Sie trotz der Namensgleichheit nicht verwandt sind, zitiert: "Am Anfang war das Wort und nicht die Zahl." Ist es also nie anders gewesen: Musste die Literatur schon immer gegen die Manager verteidigt werden?
Ich denke durchaus, dass sich viel verändert hat. Kurt Wolff jedenfalls liebte die Literatur mehr als die Ökonomie. Ich bin mir nicht sicher, ob sich das heute von vielen Verlegern so sagen lässt.