AkV tagt in Frankfurt

Gießkannenprinzip geht gar nicht

13. Februar 2014
von Börsenblatt
Wie man Kunden neugierig machen kann, welche Marketingansätze lohnend sind und was es beim Pushen von E-Books zu beachten gilt: Marketing ist das Schwerpunktthema der diesjährigen Jahrestagung des Arbeitskreises kleinerer unabhängiger Verlage AkV, der sich von heute bis Samstag im Haus des Buches in Frankfurt trifft.
Aus den Fehlern lerne man, sagte dtv-Marketing und Vertriebsleiter Rudolf Frankl gleich zu Beginn der ersten Podiumsdiskussion und gab bereitwillig Einblick in seinen reichhaltigen Erfahrungsschatz. Auch wenn die Lektorate an jedem einzelnen Titel hingen, müsse man gut überlegen, wie man das Programm priorisiert: "Sie müssen sich auf bestimmte Titel konzentrieren", nach dem Gießkannenprinzip Aufmerksamkeit und Werbebudget zu verteilen mache wenig Sinn: "Hier ein Titel und da ein Titel - dann können Sie das Geld auch gleich verschenken."
Verleger Armin Gmeiner gab jedoch zu bedenken, dass man keineswegs immer feststellen könne, dass sich die Verkaufszahlen zu einem vom Marketing favorisierten Titel signifikant steigern: "In diesen Fällen fragt man sich schon, ob diese Konzentration richtig war." Denn dafür bleiben andere Titel nun mal unbeachtet. Gmeiner hatte auch Beispiele für gelungene Kooperationen parat; so konnte er einen Gemüse-Produzenten dazu bewegen, zu dem Gmeiner-Krimi "Tote Beete" entsprechend Rote Beete beizusteuern, die im Roman auch eine Rolle spielen. Zu einem von Rita Falks in Niederbayern spielenden Krimi gab es bei dtv eine Marketingaktion mit einem Senfproduzenten, der 200.000 Töpfchen süßen Senf spendierte. "Aber denken Sie nicht, dass die Anbahnung und Durchführung solcher Kooperationen mit geringem Aufwand verbunden wäre", ließ Frankl wissen.
Immer vom Titel her denken und schon gleich zu Beginn eines Buchprojekts überlegen, welche öffentlichkeitswirksame Aktivität dazu passen könte, riet  UVK-Marketing- und Vertriebsleiter Volker Hühn. Man müsse sich immer bewusst machen, welche Zielgruppe man ansprechen wolle und sich entsprechende Informationen holen. Alle drei Diskutanten arbeiten mit den Erkenntnissen der Sinus-Studien. Auch Verlosungsaktionen seien durchaus ein kostengünstiges Mittel, um selbst in kleineren Zeitungen wahrgenommen zu werden. Allerdings, so schränkte Frankl ein, sei die Zeit der großen Wirkung von Rezensionen vorbei. Konnte man früher bei einer FAZ-Besprechung große Verkaufssprünge beobachten, sei das heute nicht mehr der Fall.
Die rund 80 Vertreter der Verlage brachten sich während der Diskussion immer wieder mit eigenen Fragen ein.
Frauke Prayon von Bookwire informierte über die Marketingmöglichkeiten bei E-Books. Mit Preisaktionen könne man gut neugierig machen - kostenlos (etwa zur Einführung eines neuen Titels) sollte man die E-Books aber nur zur Verfügung stellen, wenn man glaube, dadurch im Anschluss weitere Verkäufe zu generieren. Ebenso eigneten sich kostenlose XXL-Leseproben mit eigener ISBN als Appetizer; hier solle man aber unbedingt weiterführende Infos zum Titel einbauen. Preloads mit auf den Lesegeräten vorinstallierten Backlisttiteln könnten Aufmerksamkeit für ein neus Buch des Autors hervorrufen, auch Verlosungen und Gutschein-Codes erfüllten diesen Zweck.