Weltbild-Insolvenz

Weltbild-Führung um Carel Halff abgesetzt

19. Februar 2014
von Börsenblatt
Das Amtsgericht Augsburg hat zum 15. Februar Arndt Geiwitz "wegen Eilbedürftigkeit" vom vorläufigen Insolvenzverwalter mit beschränkten Vollmachten zum "starken" Insolvenzverwalter ernannt. Der Geschäftsführung um Carel Halff wurde die Vermögens- und Verwaltungsaufsicht entzogen – faktisch ist sie damit entmachtet.

Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz soll nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung" den Gerichtsbeschluss beim Augsburger Amtsgericht selbst erwirkt haben – im Eilverfahren (ohne vorherige Anhörung des Gläubigerausschusses) wurde dem Antrag stattgegeben: Die Geschäftsführer Carel Halff und Martin Beer müssen ihre Befugnisse damit abtreten. Das Prozedere gilt im Insolvenzfall nicht als unüblich. Es soll helfen, in der Weltbild-Krise eine schnelle Lösung zu finden. Nach Berichten von Verdi und der "Süddeutschen Zeitung" soll es zwischen Carel Halff und Geiwitz unterschiedliche Ansichten zur Weltbild-Rettung gegeben haben. Halff soll mit dem Konzept von Geiwitz unglücklich gewesen sein.

Geiwitz hält am Plan fest, den insolventen Weltbild Verlag vorzugsweise in Verbund mit der gesamten Weltbild-Gruppe als Ganzes zu erhalten, indem bevorzugt ein ausländischer Investor gefunden wird. Laut Gewerkschaftsangaben hat der Konzern 2013 Schulden in Höhe von rund 100 Millionen Euro angehäuft – in den Medien wird darum über eine bevorstehende Entlassungswelle spekuliert. Weltbild müsse sich für einen Investor "hübsch machen" − die Zahlungen der kirchlichen Inhaber erfolgten bislang mit dem Zeil, dem Unternehmen Zeit zu verschaffen und möglichst große Teile des Konzerns zu erhalten.

Verdi kritisiert die Bischöfe

Verdi betrachtet die Zahlungen der Bistümer (in Aussicht gestellt wurden 65 Millionen Euro, davon geflossen sei bislang mehr als ein Drittel der Summe − gegen Auflagen) in Verbindung mit der Insolvenz als Plan, den Medienkonzern nach mehreren erfolglosen Versuchen nun möglichst günstig loszuwerden. Derzeit hat Weltbild 6.800 Mitarbeiter insgesamt – 2.200 davon in der Augsburger Zentrale, die direkt von der Insolvenz betroffen sind.

Komplexe Struktur und ungewisse DBH-Zukunft

Die komplexe Struktur der Weltbild-Gruppe (Verlag, Buchhandlungen, Onlineshop) und die nicht endgültig gelöste Frage um die Zukunft der DBH Buch Handels GmbH (Partner ist Hugendubel) gelten als größte Stolpersteine bei der Suche nach einem Käufer oder Investor für den Medienkonzern, der sich noch in den Händen verschiedener Diözesen befindet.

"Wir sind wir eher vorsichtig geworden", hatte sich etwa Bastei Lübbe-Vorstandschef Thomas Schierack jüngst beim Investorentag des Verlags in Köln geäußert. Der Verlag prüft derzeit die Weltbild-Unterlagen und wäre prinzipiell bereit, einen mehrstelligen Millionenbetrag zu investieren − allerdings nur für die Online-Sparte von Weltbild.