Analyse zur Aufspaltung der DBH

Buchhandel wird wieder ein Stück familiärer

21. Februar 2014
von Börsenblatt
Mit der Trennung von Weltbild und Hugendubel startet der Münchner Filialist neu durch. Die Unsicherheit, die sich in der Branche ob des möglichen Schicksals der DBH breitgemacht hat, ist zu einem Gutteil ausgeräumt. Eine Analyse von Christina Schulte.

Weltbild und Hugendubel gehen künftig wieder getrennte Wege. Nicht ganz acht Jahre hat die Liaison zwischen den beiden Partnern aus Augsburg und München gedauert – im Sommer 2006 wurde die DBH Buch Handels GmbH und Co. KG unter großem Getrommel ins Leben gerufen. Am Freitag ist das Joint-Venture für beendet erklärt worden. Hugendubel konzentriert sich auf seine gleichnamigen Filialen und die Buchflächen bei Karstadt, Weltbild Plus begibt sich in ein Schutzschirmverfahren und soll in Eigenverwaltung saniert werden. Das alles im Zuge der Insolvenz der Verlagsgruppe Weltbild. Jedoch hatte Hugendubel bereits im vergangenen Jahr beabsichtigt, seine Anteile aus der DBH herauszulösen.

Mit der nun getroffenen Entscheidung ist die Unsicherheit, die in den vergangenen Wochen vorherrschte, erst einmal vom Tisch – zumindest was Hugendubel anbetrifft (die Sanierung von Weltbild plus steht auf einen anderen Blatt). Die Verlage haben mit Hugendubel, der Nummer 2 am Markt, jetzt einen weiteren Handelspartner in Form eines hundertprozentigen Familienunternehmens hinzugewonnen. Das Unternehmen bleibt in bekannter Hand. Eine große Sorge vieler Verlage rund um die Insolvenz von Weltbild ist damit vorerst zerstreut.

Buchhandel in Deutschland wird jetzt wieder ein Stück familiärer. Offenbar sind inhabergeführte Buchhandelsunternehmen in kleiner und großer Ausprägung die optimale Betriebsform. Einzig Branchenprimus Thalia bewegt sich in großen Konzernstrukturen (mit der zusätzlichen Besonderheit, dass ein internationaler Finanzinvestor Mehrheitseigner des Buchhändlers ist). Andere gewichtige Ketten (Hugendubel, Mayersche, Osiander) agieren in inhabergeführten Strukturen. Die Möglichkeiten, schnell und flexibel zu agieren, der Wunsch, das Unternehmen langfristig zu erhalten und sich nicht dem Zwang zu kurzfristigen Quartalserfolgen zu unterwerfen, macht die Familienunternehmen attraktiv – und auch anpassungsfähig in Zeiten sich verändernder Marktbedingungen.

Für Hugendubel beginnt jetzt eine neue Ära unter eigener Regie. Nach Börsenblatt-Recherchen ist im Zuge der Entflechtung kein Geld geflossen, jeder Partner hat seine Anteile aus dem Joint-Venture herausgezogen. Gleichwohl wird ein ausgefeiltes Finanzierungskonzept für Hugendubel unabdingbar sein, immerhin haben die Bischöfe der DBH unter die Arme gegriffen und einen Millionenkredit gewährt.

Für die Münchner dürfte die Zeit unter dem DBH-Dach nicht die schlechteste gewesen sein. Etwa 30 Sortimentsbuchhandlungen hatte man in das gemeinsame Unternehmen eingebracht, mit fast 80 verlässt man es wieder. Die Phase der Expansion in den 2000er-Jahren hat der Buchhändler an der Seite eines (damals noch) starken und finanzkräftigen Partners verbracht, der den einen oder anderen Deal erst ermöglicht haben dürfte. Dass das schiere Wachstum Probleme mit sich bringt, hat die DBH allerdings ebenso schmerzhaft erfahren müssen wie Thalia – und so wird auch in München seit einigen Jahren mit Filialschließungen und –verkleinerungen gegengesteuert. Das alles kann jetzt fortgesetzt werden, immer noch mit Schnittstellen hin nach Augsburg: sei es beim Hugendubel-Shop, beim Einkauf oder in der Logistik. So ganz trennt man sich dann doch noch nicht.

Überdies hat auch der Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz eine Sorge weniger: Ihm eröffnet sich jetzt die Möglichkeit, ein Multichannel-Unternehmen ohne größeren stationären Ballast zu verkaufen. Das lässt die Chancen, einen Investor zu finden, vermutlich steigen.