Weltbild-Insolvenz

Lohnzulage für die Führungskräfte – und die Belegschaft zittert

3. März 2014
von Börsenblatt
Griff in die Kasse: Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz hat Mitte Februar beschlossen, das Gehalt der Führungskräfte aufzustocken – und zwar bereits ab Monat Januar. Das Insolvenzgeld wird nur bis zu einem Monatsverdienst von 5.950 Euro gewährt. Die Zulage von 410.000 Euro im Monat zahlt Weltbild aus der Insolvenzmasse, um einen Exodus der Top-Kräfte zu verhindern − der Betriebsrat protestierte vergeblich.

Wer mehr verdient, müsste nach dem Insolvenzrecht auf Gehaltsanteile über 5.950 Euro verzichten. "Das haben einige Führungskräfte offenbar nicht eingesehen und Druck auf den Insolvenzverwalter gemacht, der schließlich nachgab und die fehlenden Beträge für die Monate Januar bis März nun aus der Insolvenzmasse finanziert", wie der Verdi-Weltbild-Blog den Betriebsrat zitiert.

Dem geht es vor allem um eine Korrektur der "Augsburger Allgemeinen": Die Zeitung hatte am 28. Februar gemeldet, dass der Betriebsrat die Lohnzulage abgesegnet hatte. Tatsächlich hat der Betriebsrat Protest eingelegt und blitzte damit offenbar bei Geiwitz ab.

"In der aktuellen Situation ist die Solidarität aller gefordert, auch und gerade der Führungskräfte, die aufgrund ihrer Entscheiderposition mehr als andere dazu beigetragen haben, dass Weltbild in der Krise steckt.Wir können keine besondere Schutzbedürftigkeit derer erkennen, die monatlich mehr als 5.950 Euro verdienen.Wenn wir in die Situation kommen, über einen Sanierungstarifvertrag zu verhandeln, der von schlechter bezahlten KollegInnen möglicherweise den Verzicht auf Gehaltsbestandteile fordert, ist das vor diesem Hintergrund nicht mehr vermittelbar.Während unsere SpitzenverdienerInnen freiwillige Zuschüsse aus der Insolvenzmasse erhalten, wandern die Forderungen der Freien MitarbeiterInnen der Werbeabteilung in die Insolvenztabelle. Diese KollegInnen sind bereits seit November nicht mehr bezahlt worden und sind jetzt in existentiellen Nöten. Hier wird mit zweierlei Maß gemessen, das ist so nicht hinnehmbar",

heißt es im Protestschreiben vom 19. Februar. "Der Betriebsrat trägt Ihre Entscheidung unter diesen Umständen nicht mit, und wir behalten uns vor, diesen Vorgang öffentlich zu machen", drohte Betriebsratsvorsitzender Peter Fitz. Um eine unproduktive Neid-Debatte in der Belegschaft zu vermeiden, die um Solidarität ringt, hatte der Betriebsrat diese Ankündigung allerdings nicht wahr gemacht. Stattdessen hatte die "Augsburger Allgemeine" von unzufriedenen Mitarbeitern von der Gehaltserhöhung erfahren. Rund 140 Führungskräften sollen laut Bericht eine Zulage zum Insolvenzgeld versprochen worden sein.

30 bis 40 Mitarbeiter müssten im Falle von Kündigungen zusätzlich gehen, um diese Kosten auszugleichen, rechnet die Zeitung vor. Peter Hacker, Sprecher des Insolvenzverwalters Arndt Geitwitz rechtfertigt den Schritt laut Bericht der "Augsburger Allgemeinen" damit, dass gerade die außertariflich bezahlte Fachkräften aus dem IT-Bereich im Unternehmen gehalten werden müssten. Besonders groß scheint die Furcht vor den Headhuntern der Konkurrenten zu sein, die die Insolvenz und Unsicherheit im Unternehmen ausnutzen könnten, um gezielt die Top-Kräfte abzuwerben.

Derweil machte buchreport.de noch vor der offiziellen Presseerklärung bekannt, dass die Hälfte der Weltbild-Filialen derzeit auf dem Prüfstand stehe.

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