Gesprächsrunde der Stiftung Buchkunst

„Schöner Verlegen“

16. Juli 2015
von Holger Heimann
Eine Diskussion am Stand der Stiftung Buchkunst erkundete, ob es eine Verbindung gibt zwischen aufwändiger Gestaltung und Verkaufserfolgen. Versucht wurde auch eine Antwort auf die Frage, was das überhaupt ist, ein schönes Buch.

"Schöne Bücher sind gefragt, schöne Bücher sind auf dem Vormarsch“, befand unlängst Christian Döring, der Verleger der Anderen Bibliothek, der auf einem guten Weg ist, der altehrwürdigen, exklusiven und hochwertig gestalteten Buchreihe zu frischem Glanz zu verhelfen. „Die billigen Bücher verschwinden oder wandern ab ins Lesegerät, ins Elektronische und die schönen Bücher treten immer stärker auf den Plan“, glaubt er.

Veles deutet daraufhin, dass der Verleger recht hat. Und dabei scheint Dörings Feststellung beileibe nicht nur für die Bücher aus der eigenen Produktion zu gelten. Der große Erfolg der von Judith Schalansky gestalteten Naturkunden-Reihe im Verlag Matthes und Seitz Berlin beweist vielmehr, dass das Interesse am schönen Buch tatsächlich stetig wächst.

Schöne Bücher sind mehr als ein Liebhaberspleen

Immer mehr Verlage besinnen sich offenbar auf den Wert des anspruchsvoll gemachten Buches. Der Hamburger Mare-Verlag hat sich dabei seit seiner Gründung 2002 dem schönen Buch verschrieben. Dass die Idee vom „Schönen Verlegen“ mehr ist als ein Liebhaberspleen, sondern eng verknüpft sein kann mit betriebswirtschaftlichen Überlegungen, versuchte eine Gesprächsrunde am Stand der Stiftung Buchkunst deutlich zu machen. 

„Hochwertige Ausstattung und liebevolle Gestaltung als strategische Entscheidung“ – darüber sprach die Geschäftsführerin der Stiftung Buchkunst Katharina Hesse mit Mitarbeiterinnen des Mare Verlags und der Gestalterin Iris Farnschläder.

Aber was ist eigentlich ein schönes Buch?

Von Andrea Kruska vom Mare-Vertrieb war zu erfahren, dass es mehr Spaß macht, schöne Bücher zu verkaufen. Und dass die besondere Ausstattung ein Anknüpfungspunkt für lange Gespräche mit Buchhändlern seien: „Fühlt mal, riecht mal! Schaut mal das Lesebändchen!“ – So klingen die Aufforderungen der Vertriebsfrau.

Durch die besondere Gestaltung der Bücher mache der Verlag auch gegenüber Rezensenten in besonderer Weise auf sich aufmerksam, befand Stephanie Haack, die für die Pressearbeit  bei Mare zuständig ist. Aber was ist eigentlich ein schönes Buch?

Die Expertin Iris Farnschläder, 34 mal von der Stiftung Buchkunst ausgezeichnet, so oft wie kein Buchgestalter sonst, tat sich schwer mit einer Definition. Aber klar ist für sie: „Die Form muss zum Inhalt passen.“ Und: „Gestaltung dient dem Leser und nicht der Selbstverwirklichung des Gestalters.“

Geplant war eigentlich ein Gespräch mit dem Mare-Verleger Nikolaus Gelpke. Doch der war verhindert. Der NDR hatte Gelpke eingeladen – um über schöne Bücher zu sprechen. Wenn das kein Beleg für Dörings These ist. Die schönen Bücher scheinen auf ihrem Vormarsch schon längst jegliches Nischendasein hinter sich gelassen zu haben.