Studie zur strategischen Innovation im Buchmarkt vorgestellt

"Führung wird wichtiger denn je"

14. März 2014
von Börsenblatt
Wie kommt das Neue in die Welt? In der allgemeinen Formulierung eine sehr alte Frage. Noch nicht oft gestellt und erst recht nicht systematisch beantwortet ist hingegen die Branchenvariante dieser Frage: Wie gelangt das Neue in die Welt des Buchhandels?
Innovationsprozesse kommen vor, in Verlagen wie auch in Buchhandlungen. Aber wie laufen sie ab? Wer stößt sie an? Was begünstigt ihr Gelingen, und was fördert ihren Misserfolg? Mit solcherart grundsätzlichen, explorativen Forschungsfragen haben sich nun zwei Unternehmensentwicklerinnen von der Initiative "Books in Action" und ein Wissenschaftler von der Hochschule der Medien in Stuttgart an eine Untersuchung gewagt. Die stellten sie heute auf der Leipziger Buchmesse als "die erste bundesweite Studie zum strategischen Innovationsmanagement im Buchmarkt" vor. In der Zeit von November 2013 bis Januar 2014 wurden dazu 21 Führungskräfte der oberen Ebene aus Verlagen aller Warengruppen und aus Buchhandlungen in qualitativen Interviews befragt. Partner der Untersuchung ist das Forum Zukunft des Börsenvereins.

Zunächst – und das spricht schon mal für die Methode: Die Forscher haben sich mit ihren Ergebnissen selbst überrascht. Was die allgemeine Managementliteratur an Handlungsempfehlungen gebe, sei so auf Innovationen im Buchmarkt nicht zu übertragen, berichtete der Medienforscher Professor Okke Schlüter. In der Buchbranche zeichneten sich jedenfalls bisher keine klaren Muster für Innovationsprozesse ab. Es gibt noch keinen Königsweg. Aber viele Unternehmen sind in Bewegung, angetrieben durch neue Konkurrenz am Markt, durch immer mehr (tatsächliche oder vermeintliche) digitale Substitutionsprodukte zum Buch, durch neue Ansprüche und sich änderndes Nutzungsverhalten von Lesern.

Die um Innovation bemühten Unternehmen orientieren sich dabei recht unterschiedlich. Auf zwei Achsen, so die Beraterin Uta Bösch von "Books in Action", lasse sich ihr Vorgehen gut unterscheiden: In der einen Dimension agierten Unternehmen entweder eher personenorientiert oder richteten ihr Augenmerk stärker auf die Strukturen und Prozesse. In der anderen Dimension suchten die einen ihr Glück in einer kontinuierlichen Verbesserung ihrer Innovationsfähigkeit insgesamt, die anderen zielten eher auf operative Exzellenz im einzelnen Innovationsprojekt.

Je nach Marktumfeld könnten alle Handlungsmuster zum Innovationserfolg führen, erläuterte Uta Bösch. "Je dynamischer ein Markt sich entwickelt, desto wichtiger wird eine systematische Innovativität." In relativ stabilen Märkten hingegen könne es von Vorteil sein, Innovationen in Projektstrukturen zu fassen, um keinen Effizienzverlust im traditionellen Kerngeschäft zu riskieren.

Für alle Konstellationen aber gelte: "Führung wird wichtiger denn je." Es gelte, Mitarbeitern die strategischen Entscheidungen zu vermitteln. Ein innovationsfreundliches Klima müsse geschaffen werden. Eine Kultur des Ausprobierens – Fehlertoleranz inklusive – sei zu etablieren. Die Bildung von Teams, in denen der richtige Mitarbeiter am richtigen Platz eingesetzt werde, sei eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Innovationen nicht nur zu Ende gedacht, sondern dann auch umgesetzt werden.

Großen Handlungsbedarf sieht Ulrike Müller von "Books in Action" auch beim Thema Durchlässigkeit in den Unternehmen. Bisher gelinge es vielfach nur unzureichend, Ideen möglichst vieler Mitarbeiter in einen Innovationsprozess zu integrieren, erklärte Müller. Offenbar fungieren Hierarchien hier noch als hinderlicher Filter, der den Fluss von Ideen bremst, anstatt ihn klug zu kanalisieren. Nach wie vor, so ergänzte Okke Schlüter, bleibe es in vielen Verlagen auch schwierig, das Thema Veränderung bei den Mitarbeitern positiv zu besetzen. Es dominiere stattdessen die Besorgnis operativer Überlastung und wachsender Unsicherheit.

Eine Zusammenfassung der Studie als PDF kann exklusiv für Mitglieder des Börsenvereins ab sofort im Downloadbereich des Börsenvereins abgerufen werden.