Zunächst – und das spricht schon mal für die Methode: Die Forscher haben sich mit ihren Ergebnissen selbst überrascht. Was die allgemeine Managementliteratur an Handlungsempfehlungen gebe, sei so auf Innovationen im Buchmarkt nicht zu übertragen, berichtete der Medienforscher Professor Okke Schlüter. In der Buchbranche zeichneten sich jedenfalls bisher keine klaren Muster für Innovationsprozesse ab. Es gibt noch keinen Königsweg. Aber viele Unternehmen sind in Bewegung, angetrieben durch neue Konkurrenz am Markt, durch immer mehr (tatsächliche oder vermeintliche) digitale Substitutionsprodukte zum Buch, durch neue Ansprüche und sich änderndes Nutzungsverhalten von Lesern.
Die um Innovation bemühten Unternehmen orientieren sich dabei recht unterschiedlich. Auf zwei Achsen, so die Beraterin Uta Bösch von "Books in Action", lasse sich ihr Vorgehen gut unterscheiden: In der einen Dimension agierten Unternehmen entweder eher personenorientiert oder richteten ihr Augenmerk stärker auf die Strukturen und Prozesse. In der anderen Dimension suchten die einen ihr Glück in einer kontinuierlichen Verbesserung ihrer Innovationsfähigkeit insgesamt, die anderen zielten eher auf operative Exzellenz im einzelnen Innovationsprojekt.
Je nach Marktumfeld könnten alle Handlungsmuster zum Innovationserfolg führen, erläuterte Uta Bösch. "Je dynamischer ein Markt sich entwickelt, desto wichtiger wird eine systematische Innovativität." In relativ stabilen Märkten hingegen könne es von Vorteil sein, Innovationen in Projektstrukturen zu fassen, um keinen Effizienzverlust im traditionellen Kerngeschäft zu riskieren.
Für alle Konstellationen aber gelte: "Führung wird wichtiger denn je." Es gelte, Mitarbeitern die strategischen Entscheidungen zu vermitteln. Ein innovationsfreundliches Klima müsse geschaffen werden. Eine Kultur des Ausprobierens – Fehlertoleranz inklusive – sei zu etablieren. Die Bildung von Teams, in denen der richtige Mitarbeiter am richtigen Platz eingesetzt werde, sei eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Innovationen nicht nur zu Ende gedacht, sondern dann auch umgesetzt werden.
Großen Handlungsbedarf sieht Ulrike Müller von "Books in Action" auch beim Thema Durchlässigkeit in den Unternehmen. Bisher gelinge es vielfach nur unzureichend, Ideen möglichst vieler Mitarbeiter in einen Innovationsprozess zu integrieren, erklärte Müller. Offenbar fungieren Hierarchien hier noch als hinderlicher Filter, der den Fluss von Ideen bremst, anstatt ihn klug zu kanalisieren. Nach wie vor, so ergänzte Okke Schlüter, bleibe es in vielen Verlagen auch schwierig, das Thema Veränderung bei den Mitarbeitern positiv zu besetzen. Es dominiere stattdessen die Besorgnis operativer Überlastung und wachsender Unsicherheit.
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