Leizpiger Buchmesse

"Sekt und Tränen" im Berliner Zimmer

16. Juli 2015
von Holger Heimann
Nach 23 Jahren schließt das Berliner Zimmer seine Türen. Aber: Noch ist nicht aller Tage Abend. Eine Nachlese aus Leipzig.

"Sekt und Tränen" – die Botschaft der Party am Samstagabend war unmissverständlich. Es ging um Abschied. Und es wurde getrunken, aber auch geweint im Berliner Zimmer, das der Landesverband Berlin-Brandenburg des Börsenvereins Jahr für Jahr in Leipzig eingerichtet hatte. Am Sonntag gab es dann zwar noch einmal das volle Programm, mit den Memoiren des Verlegers Elmar Faber und den Sottisen des früheren März-Verlegers Jörg Schröder zum Beispiel. Aber dann war wirklich endgültig Schluss. Das Berliner Zimmer öffnet nicht mehr.

Nach 23 Jahren haben die Veranstalter den Schlüssel beim Leipziger Buchmessenchef Oliver Zille abgegeben. Und der will nun überlegen, wie es weitergeht. Auch Börsenvereinsvorsteher Heinrich Riethmüller will sich gemeinsam mit Hauptgeschäftsführer Alexander Skipis für den Fortbestand dieser Messe-Bühne – unter welchem Namen auch immer sie ab 2015 dann neueröffnet – einsetzen. Das kündigte Riethmüller bei der Verleihung des Alfred-Kerr-Preises am Messedonnerstag an.

Klar ist, der prominente Platz in Halle 5 soll als Veranstaltungsort erhalten bleiben. Auch Bewerber gibt es schon, die Kurt-Wolff-Stiftung, die auch heuer wieder ihren renommierten Verlagspreis im Berliner Zimmer verliehen hat, zählt dazu. Doch Zille will sich Zeit lassen, das gesamte Areal, das in den letzten Jahren zum Sammelpunkt der jüngeren Independents geworden ist, neu ordnen.

Die meisten von ihnen existierten noch nicht, als das Berliner Zimmer 1992 zum ersten Mal aufgebaut wurde. Als "Keimzelle einer Lesemesse" feierte Zille den Ort in Halle 5 zum Abschied. Es war in all den Jahren ein besonderer Ort, ein Mischung aus Café und Veranstaltungsbühne, ein Platz, an dem Bücher vorgestellt, und Preise verliehen wurden, neben der Kurt-Wolff-Prämierung etwa der vom Börsenblatt vergebene Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik. Zu solch besonderen Anlässen gab es Sekt und rund um die Uhr immer auch einen starken Espresso zum Wachwerden.

Es sei einfach an der Zeit für etwas Neues, sagt die Buchhändlerin Ruth Klinkenberg, eine der Gastgeberinnen von Anfang an. Sie hielt die erste Eröffnungsrede im Berliner Zimmer und sie hat jetzt auch den Schlusspunkt gesetzt: "Wir haben die Arbeit hier mit Lust und Leidenschaft gemacht, aber jetzt ist doch die Zeit gekommen, Platz für anderes und andere zu machen."

Geldgeber, wie der Berliner Kultursenat und der Wirtschaftssenat, haben sich zurückgezogen, auch das hat eine Rolle gespielt. Verschiedene Verlage, unter anderem die Random House-Gruppe, hatten angeboten, in die Bresche zu springen. Doch da war die Entscheidung der Berliner schon gefallen, sich auf andere Programme und Veranstaltungen in der Hauptstadt zu konzentrieren. 

Zum Schluss spielten sie "Happy Together" von Frank Zappa. "It’s been lovely working for you this evening. Good night!" hatte der sich verabschiedet. In Leipzig haben sie danach das Licht ausgemacht.