Sanierung und Stellenabbau bei Weltbild

Der Anfang ist gemacht?

26. März 2014
von Börsenblatt
"Eine Wunderheilung wird es wohl nicht geben", meint Klaus Kluge, Marketingvorstand bei Bastei Lübbe. Wie andere die Entwicklung bei Weltbild einschätzen: Ergebnisse einer Umfrage.

Klaus Kluge, Marketingvorstand Bastei Lübbe
"Eine Wunderheilung wird es wohl nicht geben, auch wenn die im Interesse (fast) aller und nicht zuletzt dem der Leser wäre. Wohl aber glauben wir, dass sich ein Investor findet, der zumindest Teile des einstigen Erfolgsmodells in die Zukunft führt. Wir alle werden uns aber die Augen reiben, wenn wir erfahren, wer dieser Investor ist."

Hintergrund: Das Unternehmen hatte sich, wie berichtet, für die Digitalsparte von Weltbild interessiert, den Kreis der Interessenten aber wieder verlassen.

Gegenüber boersenblatt.net erklärte dazu Bastei Lübbe-Finanzvorstand Thomas Schierack: „Von Anfang an hätten wir uns für Weltbild und die Mitarbeiter gewünscht, dass ein Investor den gesamten Konzern kauft. Unser Interesse erwuchs aus der Sorge, dass uns ein wichtiger Kunde weg bricht, und wir gerne zumindest den digitalen Markt aufzufangen gedachten, denn auf den kompletten Konzern können und wollen wir nicht bieten. Und nun drücken wir die Daumen, dass ein Käufer gefunden wird und das Geschäft weiter läuft und auch den Mitarbeitern ein sicherer Arbeitsplatz angeboten wird!“
 

Uli Deurer, Vertrieb für Kunstmann, Berenberg, Jung und Jung und andere
"In erster Linie ist die Entwicklung natürlich für die mehr als 600 in Augsburg entlassenen Kolleginnen und Kollegen sehr bitter. Und damit ist es ja noch nicht genug – eine Menge Weltbild plus–Filialen werden geschlossen. Und was passiert dann mit diesen Mitarbeitern? Für einige meiner unabhängigen Literaturverlage wird sich sicher nur wenig ändern, da ihr Programm auch bisher für Weltbild offenbar nicht attraktiv war. Weniger als kein Umsatz kann ja schlecht gemacht werden. Ich hoffe, dass sich auch für die Verlage Kunstmann und Berenberg, die ich ebenfalls vertrete und die mit Weltbild bereits gute Umsätze erzielt haben, wenig ändert. Denn zumindest die Kompetenz unserer bisherigen Einkäufer bleibt bis auf weiteres erhalten. Wie sich der große personelle Aderlass auf die Kompetenz ganz allgemein auswirkt, kann ich schlecht beurteilen. Und was geschieht, wenn sich kein Investor mit langem Atem findet, der bereit ist, Geduld bei der Sanierung von Grund auf aufzubringen? Auf die Bischöfe sollte man wohl eher weniger hoffen."

Bettina Schubert, Verkaufsleitung Hanser
"Wir beobachten die tägliche Entwicklung sehr genau. Niemand kann darüber glücklich sein, wenn Arbeitsplätze verloren gehen und wenn es weniger Verkaufsplätze für unsere Bücher gibt. Im Moment spüren wir die Auswirkungen noch nicht. Aber es gibt so ein Grummeln im Magen. Man hat kein Gefühl dafür, worauf das alles hinausläuft, was die derzeitigen Entwicklungen noch nach sich ziehen."

Georg Rieppel, Marketing- und Vertriebschef bei Klett-Cotta
"Das ist alles sehr traurig, insbesondere natürlich für die Mitarbeiter, die jetzt gehen müssen. Für unseren Verlag ist Weltbild ein wichtiger Partner, vor allem als Versandbuchhändler, weniger hinsichtlich der Läden, deren Sortiment doch ein anderes ist. Wir verfolgen die Entwicklung mit einiger Sorge und hoffen sehr, dass das Unternehmen bestehen bleibt, andernfalls würde das für uns deutliche Einbußen bedeuten."

Dietrich zu Klampen, Zu Klampen Verlag
"Es ist zum Weinen. Schon wieder ist ein großes Haus in großen Schwierigkeiten. Weltbild ist nicht der Hauptvertriebspartner kleinerer Häuser, dennoch, alles was der Verbreitung von Büchern entgegensteht, kann uns nicht gefallen. Unser Anliegen ist es, den stationären Buchhandel zu unterstützen, ohne den Internetbuchhandel zu verteufeln, auch der bietet schließlich Chancen für die Verbreitung von Büchern."