Bertelsmann-Bilanz für 2013

Leichtes Umsatzplus, deutlicher Gewinnzuwachs, große Ziele

26. März 2014
von Börsenblatt
Der Höhenflug von 2012 ist zwar erst einmal vorbei − zufrieden ist Bertelsmann-Vorstandschef Thomas Rabe mit seiner Buchsparte trotzdem. "Der Zusammenschluss von Penguin und Random House zahlt sich aus", sagte er heute in Berlin während der Bilanzpressekonferenz. Unterm Strich hat Penguin Random House im vergangenen Jahr 16,4 Prozent zum Gesamtumsatz des Medienkonzerns beigetragen – 2,7 Milliarden Euro.

Der Blick auf den Gesamtkonzern

Der Medienkonzern Bertelsmann meldet für sein Geschäftsjahr 2013 den höchsten Konzerngewinn seit 2006: Dieser stieg gegenüber dem Vorjahr um 42 Prozent auf 870 Millionen Euro. Der Konzernumsatz wuchs um 1,8 Prozent auf 16,4 Milliarden Euro.

Als Betriebsergebnis (EBIT) vor Steuern weist die Bilanz 1,7 Milliarden Euro aus, 2012 waren es 1,3 Milliarden Euro. Zugleich habe es im vergangenen Jahr die höchste Investitionstätigkeit seit 2005 gegeben (inklusive Finanzschulden: 2 Mrd. Euro).

Mit Transaktionen wie dem Zusammenschluss von Penguin und Random House zum größten Publikumsverlag der Welt, der Komplettübernahme von BMG oder der bisher größten Arvato-Akquisition Gothia habe Bertelsmann wichtige Fortschritte bei der Umsetzung der neuen Konzernstrategie erzielt, so Rabe in Berlin. Dazu zähle auch die Neuausrichtung zentraler Geschäftseinheiten und verstärkte Aktivitäten in Wachstumsregionen - wo der Konzern Rabe zufolge in drei bis fünf Jahren rund 1 Milliarde Euro umsetzen will.

Für das laufende Jahr seien weitere Schritte entlang aller strategischen Stoßrichtungen geplant, betonte Rabe; wie 2012 sind das: die Stärkung der Kerngeschäfte, digitale Transformation, Ausbau von Wachstumsplattformen und Expansion der Wachstumsregionen. Die finanzielle Basis dafür habe man mit der Platzierung von Aktien der RTL Group im vergangenen Jahr bereits gelegt, erklärte Finanzvorstand Judith Hartmann. Insgesamt stünden dem Konzern rund 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung − für weitere Investitionen.

 

Penguin Random House

Markus Dohle, CEO von Penguin Random House, strahlte heute. Er war der erste, der während der Bilanzkonferenz nach Thomas Rabe und Judith Hartmann das Wort bekam – was wohl auch als Zeichen dafür verstanden werden soll, wie stolz Bertelsmann nach wie vor auf seine Buchsparte ist. Und wie stolz man darauf ist, dass zum 1. Juli 2013 der Coup gelang: man mit Penguin nun gemeinsam am Markt auftritt – mit dem weltweit größten Publikumsverlag.

Damit dieser Riese sich weiterhin gut entwickelt, hat Dohle ein umfangreiches Programm aufgelegt. Insgesamt drei Jahre gibt er dem vielgliedrigen Verlagsgebilde (mit weltweit rund 250 Einheiten) Zeit, sich neu zu finden, und voneinander zu profitieren. Nach neun Monaten könne er jetzt sagen, so Dohle in Berlin: "Ich bin zuversichtlich, dass wir dieses Ziel erreichen werden."   

Dohle zufolge hat das Programm drei Kapitel, jedes beginnt mit einem "I": I, wie Integration; I, wie Innovationsgeschwindigkeit; und I wie Internationalisierung. Wie energisch er gerade den letzten I-Punkt verfolgt, zeigte sich erst vor wenigen Tagen - mit dem Zukauf der Verlagsgruppe Santillana Ediciones Generales (siehe Archiv).        

Zahlen zur Umsatzentwicklung der Buchsparte:
Penguin Random House, Verlagsgruppe Random House

  • Der Umsatz der Gruppe habe bei 2,7 Milliarden Euro gelegen − er umfasst das Geschäft von Random House einschließlich der deutschen Verlagsgruppe sowie die Penguin-Geschäfte im zweiten Halbjahr 2013.
  • Die Erlöse lagen laut Bertelsmann damit um 23,9 Prozent höher als der Random-House-Umsatz im Vorjahr allein (2,1 Milliarden Euro).
  • Bereinigt um Wechselkurs- und Portfolioeffekte sei der Umsatz gegenüber dem Rekordjahr 2012 zurückgegangen, das durch den Ausnahmeerfolg der Roman-Trilogie "Fifty Shades" geprägt gewesen sei.
  • Das Operating EBIT sank nach Angabe des Unternehmens unter anderem aufgrund von Abschreibungen durch den erstmaligen Ansatz immaterieller Penguin-Vermögenswerte gegenüber dem Vorjahr um 4,9 Prozent auf 309 Millionen Euro (Vorjahr: 325 Mio. Euro).
  • Die Umsatzrendite betrug der Bilanz zufolge 11,6 Prozent (Vorjahr: 15,2 Prozent).
  • Das Operating EBITDA sei auf 363 Millionen Euro (Vorjahr: 352 Mio. Euro) gestiegen; die EBITDA-Marge habe damit 13,7 Prozent (Vorjahr: 16,4 Prozent) erreicht.
  • Zum Jahresende 2013 habe Penguin Random House 11.838 Mitarbeiter gezählt (zum Vergleich: Ende 2012 hatte Random House 5.712 Mitarbeiter).

Bertelsmann erhebt Bildung zur dritten Säule 

Medien und Dienstleistungen − auf diesen beiden Säulen ruht das Geschäft bei Bertelsmann. Jetzt kommt eine dritte hinzu: Bildung. Für die kommenden Monate kündigt Bertelsmann vor allem einen signifikanten Ausbau seines Bildungsgeschäfts an. "Bildung wollen wir schrittweise zur dritten Ertragssäule neben Medieninhalten und Services ausbauen", sagte Rabe.

Sein Umsatzziel für dieses Segment – eine Milliarde Euro – will Rabe vor allem über den Weg von Beteiligungen und Zukäufe erreichen. Heute wurde u.a. bekannt, dass Bertelsmann als strategischer Investor des "University Ventures Fonds II" (UVF II) einsteigt; es geht um eine Investition im dreistelligen Millionenbereich. Der Konzern ist, wie berichtet, bereits Ankerinvestor des Ende 2011 mit Kapitalzusagen von 105 Millionen US-Dollar gestarteten Vorläuferfonds "University Ventures Fonds I" (UVF I), der sich auf Bildungsanbieter in den USA und Europa konzentriert. "Der neue Fonds soll größer ausfallen und thematisch breiter aufgestellt sein – etwa im Wachstumsbereich medizinische Bildung", sagt das Unternehmen und verspricht: "Bertelsmann wird erneut die Hälfte des erwarteten Fondskapitals stellen."

Auch ein Markteintritt der Musikrechtetochter BMG in China sei in die Wege geleitet worden. Bertelsmann werde in den nächsten Jahren mehrere Milliarden Euro in den Ausbau bestehender und neuer Geschäfte investieren und strebt weitere Zukäufe an.

Das große Ziel: 20 Milliarden Euro

Der Bertelsmann-Vorstandsvorsitzende Thomas Rabe sieht das Unternehmen in einer Position der Stärke und erklärt: "Unser Wachstumsprofil haben wir durch strategische Weichenstellungen verbessert und die digitale Transformation in allen Bereichen vorangetrieben." Und fährt fort: "Auf dieser Basis werden wir 2014 weiter daran arbeiten, Bertelsmann wachstumsstärker, digitaler und internationaler zu machen." So wolle Bertelsmann verstärkt in Wachstumsbereiche wie Bildung und Musikrechte sowie in die kreative Substanz des Unternehmens investieren: "Bei den Musikrechten stehen eine weitere Internationalisierung und ein Ausbau des Geschäfts mit Masterrechten im Vordergrund." Bis 2017 soll das Umsatzvolumen auf 20 Milliarden Euro gesteigert werden, gibt Rabe als Ziel aus.

Ergebnisse der anderen Segmente 2013 (Veränderung zum Vorjahr):

  • RTL Group − Umsatz: 5,889 Mrd. Euro (-1,9 Prozent) / Operatives EBIT: 1,137 Mrd. Euro (+6,8 Prozent)
  • Gruner + Jahr − Umsatz: 2,065 Mrd. Euro (-6,9 Prozent) / Operatives EBIT: 146 Mio. Euro (-13,1 Prozent)
  • Arvato − Umsatz: 4,414 Mrd. Euro (-0,1 Prozent) / Operatives EBIT: 244 Mio. Euro (2012: 244 Mio. Euro)
  • Be Printers − Umsatz: 1,123 Mrd. Euro (-7,5 Prozent) / Operatives EBIT: 41 Mio. Euro (-29,3 Prozent)
  • Corporate Investments − Umsatz: 582 Mio. Euro (+23,6 Prozent) / Operatives EBIT: -40 Mio. Euro (Vorjahr: -38 Mio. Euro)

Gewinnbeteiligung für Mitarbeiter

Zudem kündigt der Konzern an, dass die Mitarbeiter am Erfolg beteiligt werden sollen: Sie erhalten der Mitteilung zufolge für das abgelaufene Geschäftsjahr eine Gewinnbeteiligung in Höhe von 101 Millionen Euro (Vorjahr: 92 Millionen Euro), das sei die bisher drittgrößte Summe in der Firmengeschichte. Am 31. Dezember 2013 hatte der Konzern 111.763 Mitarbeiter (31. Dezember 2012: 104.286).