KrimiZeit-Bestenliste April

Rüstungsexporte, Auftragskiller und ein "Ripley light"

16. Juli 2015
von Börsenblatt
Mit seinem Politthriller "Ein paar Tage Licht" (DuMont) um eine Entführung in Algerien und Rüstungsexporte landet Oliver Bottini auf dem zweiten Platz der KrimiZeit-Bestenliste April − und ist damit der Höchstplatzierte unter den fünf Neueinsteigern. An der Spitze steht wie im März David Peace mit "GB84" (Liebeskind). 

"In Algerien suchen und verfolgen einerseits Militär und Geheimdienst, andererseits ein ins Ausland abgeordneter BKA-Beamter die Spuren des entführten deutschen Rüstungsingenieurs Peter Richter und seiner Entführer", fasst KrimiZeit-Bestenliste-Sprecher Tobias Gohlis den Plot von Bottinis "Ein paar Tage Licht" zusammen. Die Entführer geben sich als Islamisten aus, gehören jedoch zu einer geheimen, eher an westlich-demokratischen Werten orientierten Widerstandsbewegung an. "Bottini gelingt es, komplizierte politische, kulturelle und kriminelle Aktivitäten spannend und intellektuell anregend zu erzählen", so Gohlis.

Vier weitere neue Titel wählte die Jury in die KrimiZeit-Bestenliste vom April:

Platz 5: "Die Wahrheit und andere Lügen" (C. Bertelsmann) von Sascha Arango. Laut Jury ein "fulminantes Krimidebüt" des Drehbuchautoren und Dramatikers. "Unverwechselbar und in der schwerblütigen deutschen Krimiszene auffällig ist die Verquickung von Leichtigkeit, krimineller Energie und sprachlicher Eleganz dieses 'Ripley light'. (...) Arango variiert das Zeitgeist-Thema Plagiat auf raffinierte Weise: Die Problematik von echt, unecht und gefälscht entfaltet sich als feiner Subtext unter einer spannenden Oberflächengeschichte um Liebe, Treue und Mord, in der es dem Helden gelingt, erstaunlich unschuldig zu bleiben." Platz 6: "Spademan" (Heyne) von Adam Sternbergh. Aus dem Englischen von Alexander Wagner. Angesiedelt in einem radioaktiv verseuchten New York. Auftragskiller Spademan soll die schwangere Tochter eines Fernsehpredigers töten − ein Auftrag, der gegen seine Prinzipien verstößt. "Und von nun an geht es gegen die wahren Bösen, in der realen und in der virtuellen Welt", so Gohlis.Platz 7: "Wüste der Toten" (Knaur) von Urban Waite. Aus dem Englischen von Marie-Luise Benzenberger. "Waite greift den Topos des Mannes auf, der sein Leben reparieren will, indem er seine Schulden begleicht und an den Ort zurückkehrt, an dem er seine Familie verloren hat. Ein Unding, wenn man dies an der Grenze zu Mexiko versucht, wo alte und neue Gangster die Macht über Drogen und Menschenleben ausüben wollen." Platz 10: "Nairobi Heat" (Transit) von Mukoma wa Ngugi. Aus dem Englischen von Rainer Nitsche. In seinem Krimidebüt greift der Autor "die ganze Bandbreite der kulturellen Spannungen auf, die zwischen Afrikanern in den USA und Afroamerikanern bestehen."

Die komplette Bestenliste ist unten als PDF angehängt.