Der Buchhandel und das Bibliotheksgeschäft

Verlage, beteiligt euch!

14. April 2014
von Börsenblatt
Die vor fünf Jahren ins Leben gerufene Initiative Library Choice wirbt für ein faires Miteinander im Bibliotheksgeschäft – ist bei deutschen Verlagen bislang jedoch weitgehend unbekannt. Die Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Sortiments- und Fachbuchhandlungen (AWS) und der Sortimenter-Ausschuss (SoA) im Börsenverein wollen das ändern: Gemeinsam fordern sie Verlage dazu auf, Library Choice zu unterstützen.

Verlage und Dienstleister würden zunehmend versuchen, den Handel durch ihre Angebotspolitik mittelbar vom Bibliotheksgeschäft auszuschließen, argumentieren die beiden Interessengruppen. Deshalb machen sie sich für Library Choice stark: Von wem Bibliotheken gedruckte oder digitale Inhalte beziehen, soll ihnen künftig wieder selbst überlassen bleiben.

„Library Choice steht für Wahlfreiheit des Lieferanten, insbesondere vor dem Hintergrund von Konsortialabschlüssen und Allianzlizenzen zwischen Bibliotheksverbünden und Verlagen“, heißt es in dem heute veröffentlichten Positionspapier, das boersenblatt.net vorliegt. „Verlage, die eine Library Choice-Vereinbarung bestätigen, bekennen sich in diesem Sinne zur Wahlfreiheit und überlassen damit grundsätzlich der Bibliothek im Rahmen eines solchen Abschlusses die Auswahl des gewünschten und passenden Lieferanten.“

Library Choice gibt es bereits seit fünf Jahren. Die Initiative entstand 2009 unter Federführung der Association of Subscriptions Agents & Intermediaries – mit dem Ziel, wieder mehr Ruhe in den umkämpften Bibliotheksmarkt zu bringen, und klare Regeln für ein Miteinander von Händlern, Verlagen und Bibliotheken zu formulieren. Laut AWS-Vorstand Klaus Tapken ging es dabei jedoch nicht nur um die Wünsche von Händlern. „Library Choice wurde auch von Bibliotheken mit angestoßen.“

 

Klaus Tapken: „Anders als in den angloamerikanischen Ländern sind bei uns die Hürden eher niedrig“

Auf internationaler Ebene haben dem Regelwerk zwar bereits zahlreiche Verlage zugestimmt, etwa Springer Science & Business Media und Walter de Gruyter. Allerdings hat die Liste nach wie vor große Lücken – die die AWS und der Sortimenter-Ausschuss gerne schließen würden. „Wir gehen fest davon aus, dass sich viele deutsche Verlage beteiligen werden“, so Tapken für die AWS. „Anders als etwa in den angloamerikanischen Ländern sind bei uns die Hürden eher niedrig – mit den meisten Verlagen arbeiten wir schon lange vertrauensvoll zusammen.“

Die Eckpunkte von Library Choice,  laut Positionspapier von AWS und SoA:

  • Lieferanten erhalten die Möglichkeit, auch weiterhin und uneingeschränkt am Bibliotheksgeschäft teilzunehmen und umfassenden Service ihren Bibliotheken anzubieten.
  • Bibliotheken müssen nicht die bewährte Unterstützung bekannter und etablierter Lieferanten verzichten, können gleichzeitig aber von konsortial verhandelten Preisen und Vorzugskonditionen profitieren.
  • Die Konsortialverhandlung verfolgt das primäre Ziel einer zentralen Vertrags- und Preisverhandlung.
  • Der Eintritt in bestehende und zu begründende Konsortien steht allen Lieferanten offen.
  • Lieferanten können zu den Konditionen anbieten, die auch der Verlag im Konsortium angeboten hat.
  • Verlage räumen ihren Handelspartnern das unbedingte Recht zur Rechnungsstellung gegenüber ihren Bibliothekskunden ein.