Weltbild-plus-Mitarbeiter in Ungewissheit

Der Schutzschirm schließt sich

23. April 2014
von Börsenblatt
Bis zum nächsten Mittwoch fließt das Insolvenzgeld der Arbeitsagentur für die Mitarbeiter bei Weltbild plus. Wenn am 30. April der Schutzschirm geschlossen wird und das insolvente Unternehmen die Löhne wieder selbst zahlen muss, wird sich klären, wie der Sozialplan für die Mitarbeiter des Unternehmens aussieht. Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, dass weitere Entlassungen geplant sein sollen.
Auf Weltbild plus soll nach der Ankündigung zur Betriebsversammlung vom 20. März, mindestens 580 Stellen beim Mutterkonzern zu streichen, eine weitere Entlassungswelle zurollen. Das glaubt zumindest Stefan Mayr von der „Süddeutschen Zeitung". „Aus gut informierten Kreisen" heiße es, schreibt Mayr, dass die Verhandlungen über einen Sozialplan noch in dieser Woche abgeschlossen werden sollen. Dann solle wie bei der Weltbild-Mutter eine Transfergesellschaft für die Mitarbeiter eingerichtet werden.

Im Mittelpunkt steht nun die Frage, wie stark die Streichungen beim Filialnetz tatsächlich ausfallen werden: Von den 220 Weltbild-Filialen sollen mindestens 60 schließen, 40 weitere sollen laut Medienberichten „auf der Kippe stehen". Gewissheit darüber gibt es zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht. [Update vom 24. April: So berichtet die „Augsburger Allgemeine" etwa, dass weniger Buchläden das Aus drohe. Nur „rund 50 Filialen" sollen nach Informationen der Zeitung geschlossen werden.]

Die Augsburger Agentur für Arbeit veranstaltet am 28. April eine Stellenbörse mit Logistikunternehmen (darunter auch Amazon) − eingeladen sind auch ehemalige Weltbild-Mitarbeiter, die bereits die Kündigungen erhalten haben. Die Weltbild plus Medienvertriebs GmbH & Co. KG hatte nach der Entflechtung von Hugendubel im Februar für das Filialgeschäft ein Schutzschirmverfahren beantragt. Seit drei Monaten erhalten die Mitarbeiter von der Arbeitsagentur Insolvenzgeld. Wenn diese Zahlungen am 30. April auslaufen und der vorläufige Sachwalter Christian Plail die Gehälter der Weltbild-plus-Mitarbeiter aus dem laufenden Geschäft finanzieren muss, erhöht sich der Druck bei der Suche nach einem Investor nochmals. Denn für die Muttergesellschaft, die Weltbild-Verlagsgruppe, wurde Anfang April das reguläre Insolvenzverfahren eröffnet.

Anfang Mai soll feststehen, welcher Käufer oder Investor bei der insolventen Verlagsgruppe einsteigt und auf welche weiteren Einschnitte sich die Mitarbeiter gefasst machen müssen. Bis zum 24. April müssen alle Interessenten verbindliche Angebote im Bieterverfahren abgeben. Geiwitz will die Weltbild-Gruppe möglichst als Ganzes erhalten. Im Gespräch ist neben der Wiener Management Trust Holding MTH auch Holtzbrinck. Die „Süddeutsche Zeitung" bringt einen weiteren „Finanzinvestor" ins Spiel. Details zu jenem namenlosen Bieter gibt es keine. [Update vom 24. April: In der „Augsburger Allgemeinen" heißt es dazu näher: „Auf den Fluren des Weltbild-Verlages ist von einer skandinavischen Investoren-Gruppe die Rede, die mit Rentenfonds und Lebensversicherungen ihr Geld macht."]