Einheitliche Händlerentgelte bei EC-Karten-Zahlungen fallen weg

Individuelle Verhandlungen werden Standard

29. April 2014
von Börsenblatt
Künftig wird es keine einheitlichen Händlerentgelte mehr geben, wenn Kunden per EC-Karte im sogenannten Electronic-Cash-System bezahlen. Dazu haben sich kürzlich die Spitzenverbände der Kreditwirtschaft gegenüber dem Bundeskartellamt verpflichtet, teilte die Behörde mit. Stattdessen sollen die Gebühren individuell zwischen Händlern und kartenausgebenden Banken ausgehandelt werden.

Das Bundeskartellamt sah in der bisherigen Regelung eine Wettbewerbsbeschränkung. Wenn Kunden mit der Girocard (früher EC-Karte) einkauften, zahlte der Händler bislang für jeden Zahlungsvorgang im Electronic Cash-System, das von der Deutschen Kreditwirtschaft betrieben wird, ein einheitliches Entgelt an die kartenausgebende Bank. Dieses Entgelt wurde von den Bankenverbänden gemeinsam festgelegt und beträgt einheitlich 0,3 Prozent des jeweiligen Umsatzes, mindestens aber 0,08 Euro. Künftig soll nun die Höhe des Entgelts in individuellen Verhandlungen zwischen kartenausgebenden Banken und Händlern vereinbart werden. 

"Ein einheitlich durch die Banken festgelegtes Entgelt beschränkt den Wettbewerb", erklärt Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamts. Es gebe dafür auch keine Rechtfertigung. Große Handelsketten etwa hätten allerdings schon früher mit den Banken eigene Konditionen ausgehandelt. Das gilt zum Teil auch für mittelgroße und große Buchhandlungen, wie Kyra Dreher, Geschäftsführerin im Sortimenter-Ausschuss des Börsenvereins, auf Anfrage bestätigt.

Bessere Konditionen auch für kleinere Buchhandlungen?

"Derartige Verhandlungen sind aber nun auch für kleine Händler über ihre jeweiligen Netzbetreiber möglich", so Mundt. Durch den Systemwechsel soll ein Preiswettbewerb initiiert werden, mit möglichst sinkenden Entgelten. Auch Kyra Dreher erhofft sich im günstigsten Fall bessere Konditionen für kleinere Buchhandlungen. Das wäre für das Sortiment wichtig, denn dort sei die Zahlungsannahme per EC-Karte weitaus beliebter als die per Kreditkarte (höhere Gebühren), so Dreher.

Laut Mitteilung der Deutschen Kreditwirtschaft soll das neue Entgeltsystem bis spätestens Ende Oktober umgesetzt werden. Die Verhandlungen mit den Banken können für (kleinere) Händler auch Dienstleister (sogenannte "Konzentratoren") übernehmen, so ein Sprecher der Deutschen Kreditwirtschaft gegenüber boersenblatt.net. Das wären etwa die Terminalanbieter.

Der Handelsverband HDE dagegen befürchtet, dass es "noch immer nicht zu gerechten und kostenbasierten Preisen für Electronic Cash" kommen werde. Händler hätten kaum die Möglichkeit, auf Zahlungen per EC-Karte zu verzichten. So seien (gerade für kleine Händler) Verhandlungen auf Augenhöhe mit den Banken fraglich, heißt es in einer Mitteilung des Verbands.

Stattdessen tritt der HDE zusätzlich für den Ausbau des elektronischen Lastschriftverfahrens ELV (mit EC-Karte und Unterschrift) als Alternative ein. Dieses wird vom Handel angeboten und ist von der Vereinbarung nicht betroffen. Beim Electronic Cash-System werde die Zahlung an den Händler garantiert, so Steffen Steudel von der Deutschen Kreditwirtschaft. Beim ELV könne diese etwa von den Kunden gegebenenfalls storniert oder mangels Deckung von der Bank zurückgegeben werden.

Zur Deutschen Kreditwirtschaft

Die Deutsche Kreditwirtschaft (kurz DK) ist "als Zusammenschluss des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, des Bundesverbandes deutscher Banken, des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands, des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes und des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken die Interessenvertretung der kreditwirtschaftlichen Spitzenverbände", heißt es auf der Website der Einrichtung.