Börsenverein: Landesverband Niedersachsen-Bremen

Erster Schritt auf dem Weg zum Fünf-Länder-Verband

16. Juli 2015
von Börsenblatt
Die Weichen sind gestellt: Der Vorstand des Landesverbands Niedersachsen-Bremen im Börsenverein soll Fusionsverhandlungen mit dem Landesverband Region Nord aufnehmen. Dafür votierten die Mitglieder am Montag auf ihrer Jahreshauptversammlung in Hannover.

 

In einem Jahr könnte auf einer gemeinsamen Hauptversammlung über einen Verschmelzungsvertrag rückwirkend zum Januar 2015 abgestimmt werden – immer vorausgesetzt, dass die Kollegen aus dem Norden bei ihrer Jahreshauptversammlung am kommenden Samstag ebenfalls einen Prüfauftrag erteilen. Der Vorstoß zum Zusammenschluss war aus dem Norden gekommen, und zwar bereits zum zweiten Mal. Der erste Versuch einer Vereinigung vor elf Jahren war aus personellen Gründen gescheitert. Jetzt stehen die Chancen gut: Die beiden Landesverbandsgeschäftsführer Angelika Busch (Niedersachsen-Bremen) und Michael Menard (Region Nord) gehen in den Ruhestand, Buschs Nachfolgerin Carola Markwa könnte den Stab für beide Geschäftsstellen übernehmen.

Der Antrag des Vorstands

Peter Kniep, Vorsitzender des Landesverbands Niedersachsen-Bremen, hatte in Hannover eindringlich um Zustimmung zur horizontalen Fusion geworben: Beide Verbände würden in Zeiten des Mitglieder- und damit des Einnahmerückgangs davon profitieren. Außerdem gebe es eine "hohe Übereinstimmung" der Verhandlungspartner in den Schwerpunkten der Verbandsarbeit, den Sichtweisen und den Wertvorstellungen. Kniep verwies auch auf die gelungene Fusion des Landesverbands Niedersachsen mit den Kollegen aus Bremen und Bremerhaven im Jahr 2007 – ähnliche Synergien seien auch mit der neuen Verschmelzung zu erreichen.

Derzeit ist die Vermögenslage beider Landesverbände gut. Sie würde auch in den kommenden Jahren ein sicheres Auskommen ermöglichen. Doch langfristig besteht Handlungsbedarf: Die Mitgliederzahlen sinken im Schnitt um 2,5 bis fünf Prozent pro Jahr - und die Niedersachsen und Bremer haben sich Beitragsstabilität auf die Fahnen geschrieben.

Das Votum der Mitglieder

Der gemeinsame Verband würde knapp 1.000 Mitglieder aus fünf Bundesländern umfassen: Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen. Das Sparpotenzial läge Kniep zufolge bei mindestens 80.000 Euro pro Jahr. Die zentrale Lage Hamburgs spricht dafür, die gemeinsame Geschäftsstelle dort anzusiedeln – und eine Dependance in Hannover zu belassen. Sorgen der Mitglieder, dass Hannover dadurch seine Bedeutung als Veranstaltungs- und Fortbildungsort verliere, konnte der Vorstand zerstreuen. Mit nur einer Gegenstimme stimmten die Mitglieder des Landesverbands Niedersachsen-Bremen für die Beschlussvorlage des Vorstands, in konkrete Fusionsverhandlungen einzutreten – zur Freude von Michael Hechinger, dem Vorsitzenden des Landesverbands Region Nord. Er hatte den Abstimmungsprozess aufmerksam begleitet.

Die Finanzlage des Landesverbands

Die Ausführungen von Carola Markwa, derzeit noch Schatzmeisterin für Niedersachsen-Bremen, belegten, dass die Fusionspläne aus finanzieller Sicht sehr sinnvoll sein könnten: Trotz der Verschmelzung mit dem Landesverband Bremen-Unterweser ist die Mitgliederzahl in den vergangenen fünf Jahren um 47 auf 650 Unternehmen gesunken. Die Gewinn- und Verlustrechnung wies 2013 ein negatives Ergebnis von rund 21.307 Euro aus, für das laufende Jahr 2014 sind 22.230 Euro veranschlagt.

Außergewöhnliche Kosten waren im vergangenen Jahr allerdings auch erfreulichen Anlässen geschuldet. Zum Beispiel dem "Vorsicht-Buch!"-Wettbewerb des Landesverbands: Die drei besten Marketingideen wurden ausgezeichnet, mit Geldpreisen von 250 bis 1.000 Euro. Die Sieger-Buchhandlungen (Rießelmann in Lohne, Lünebuch in Lüneburg und Wortspiel in Wunstorf) sind auf der Hauptversammlung geehrt worden.

Hinzu kam ein sehr erfolgreiches Projekt: Die erstmalige Verleihung der Theodor-Fuendeling-Plakette für Verdienste um die Buchkultur. Die Premiere kostete den Verband rund 12000 Euro, erzeugte jedoch eine für den Verbandsvorstand unerwartet große Resonanz in den Medien und in der Politik.

Die Verabschiedung von Angelika Busch

Initiatorin dieses Preises war Geschäftsführerin Angelika Busch, die im Anschluss an die Hauptversammlung feierlich verabschiedet wurde. Knapp 15 Jahre lang hat sie den Verband geleitet, als "personifizierte Gralshüterin des Literarischen", wie der Laudator und ehemalige niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur, Lutz Stratmann, ausführte. Busch habe nicht nur ihren Job gemacht, sondern ihre Arbeit auch geliebt. Hans Freiwald, Ehrenmitglied des Landesverband, hob in seiner Rede hervor, dass Busch dem Verband durch ihre vielen Kontakte stets gute Dienste leisten konnte: "Sie hat wie kaum ein anderer Geschäftsführer den Kontakt zu den Mitgliedern gesucht und ist hervorragend vernetzt. Hannover ist nicht nur Stadt des Universalgelehrten Leibniz, sondern auch Stadt der Universalgeschäftsführerin Busch."

Wahlen bei der Jahreshauptversammlung:

  • Die Mitglieder wählten zum neuen Vorsitzenden der Fachgruppe Sortiment Lars Pasucha (Deisterbuchhandlung, Rodenberg) und bestätigten Dietrich zu Klampen (zu Klampen Verlag, Springe) als Vorsitzenden der Fachgruppe Verlag.
  • Klaus Eberitzsch (Buchhandlung Leuenhagen & Paris, Hannover) übernimmt für ein Jahr das Amt des Schatzmeisters für die in die Geschäftsführung wechselnde Carola Markwa.
  • Veit Hoffmann (Buchhandlung Hoffmann, Achim) wird neben Carola Müller (Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen) Rechnungsprüfer.
  • Im Wahlausschuss bleiben Marianne Fricke (Buchhandlung Steuber, Wolfenbüttel) und Hermann Schünemann (Carl Ed. Schünemann Verlag, Bremen).