Interview mit Timm Boßmann, Vorsitzender des Konzernbetriebsrats von Weltbild

"Wir sind erleichtert"

13. Mai 2014
von Börsenblatt
Am Montag ist den Mitarbeitern von Weltbild auf einer 15-minütigen Betriebsversammlung verkündet worden, dass mit Paragon Partners ein Investor für das Unternehmen gefunden wurde. Am Sonntag war das gerüchteweise bereits in der Presse zu lesen. Timm Boßmann, Verdi-Sprecher und Vorsitzender des Konzernbetriebsrats von Weltbild, im Interview zur Stimmung in der Belegschaft und anstehenden Reformen bei Weltbild.

Herr Boßmann, wie ist Stimmung in der Belegschaft?Sehr von Erleichterung geprägt. Die Fortführung des Unternehmens als Ganzes war das große Ziel der Gewerkschaft und des Betriebsrats. Wir sind jetzt einen großen Schritt weiter.

Kann die Zukunft von Weltbild mit neuen Eigentümern denn ohne weitere Einschnitte gelingen?Reformen sind natürlich notwendig, sonst wäre Weltbild nicht in die Lage gekommen, in der es heute ist. Den großen Einschnitt haben wir aber im April hinter uns gebracht, als rund 650 Kollegen in die Auffanggesellschaft gewechselt sind. Die Strategie Weltbild 2.0, die gemeinsam mit der Unternehmensberatung Roland Berger erarbeitet wurde, gilt noch immer. Mit Arndt Geiwitz muss diese jetzt umgesetzt werden – wir tragen diese Reformen mit.

Das Unternehmen ist auf Spur? Laut Pressemitteilung soll vor allem der Onlinebereich künftig für Wachstum sorgen. Haben Sie keine Angst, dass sich dahinter nicht doch Kürzungen verbergen könnten? Es wurden gute Maßnahmen eingeleitet. Jetzt geht es darum, wie diese umgesetzt werden. Im Kern muss Weltbild ein Multi-Channel-Händler bleiben. Auch auf der Mitarbeiterversammlung gestern war nicht die Rede davon, diese Multi-Channel-Strategie zu Gunsten einer auf Online ausgerichteten Strategie aufzugeben. Für uns wichtig sind existenzsichernde Arbeitsbedingungen. Diese sind aber noch nicht fertig verhandelt.

Am Mittwoch, den 14. Mai, findet die Betriebsratswahl statt. Ist das ein ungünstiger Zeitpunkt für einen personellen Wechsel? Der bestehende Betriebsrat, darunter Peter Fitz und ich, stand an vorderster Front und hat bewiesen, dass ein Betriebsrat eine Menge für die Belegschaft erreichen kann. Wenn jetzt völlig neue Spieler auf das Feld kommen, wäre das sicher ungünstig.

Gilt das auch für die Geschäftsführung des Unternehmens? Glauben Sie, dass die neuen Eigentümer auch eine neue Geschäftsführung einsetzen werden?
Von Carel Halff und Martin Beer hat man seit Wochen, seit Arnd Geiwitz zum starken Insolvenzverwalter wurde, nichts mehr gesehen oder gehört. Ich würde mich sehr wundern, wenn die alte Geschäftsführung wieder auf ihre Sesseln Platz nehmen würde.