Selbstredend berichtete er von weiteren Prototypen guter Buchhandlungen und ebenso von schlechten, wo ihm vielerlei Kaufverhinderndes begegnet ist: „Und was vielleicht das Schlimmste ist: Man hat mich geduzt! Ich bin ein schlimmer Kunde, ich habe Ansprüche, die sich ausschließen, auf die ich aber kindisch beharre“, bekannte Scheck, der die Buchändler im Raum mit einer anregenden, geschliffenen Rede auf eine amüsante tour d’horizon mitnahm. „Ich will auf- und angeregt werden, ich möchte mit einem Leuchten in den Augen begrüßt werden, auf so sublime Art verführt werden, dass ich es nicht merke.“ Das Stöbern ist ihm wichtig, „wenn ich wüsste, was ich suche, würde ich nicht in eine Buchhandlung, sondern ins Internet gehen.“
Obwohl er viele Bücher von Verlagen als Rezensionsexemplar bekomme, gebe er zweieinhalbtausend Euro pro Jahr für Bücher aus, offenbarte Scheck und dass er immer wieder Bücher verliere. „Warum verlege ich Bücher? Nicht weniger als drei Exemplare von Paulo Coelhos „Der Alchimist“, dem Urschleim der Erbauungsliteratur, habe ich verlegt und wieder kaufen müssen“, sagte er und berichtete von der Buchhändlerin, die Mut bewiesen habe, als sie Denis Scheck auf seinen Wunsch nach dem „Alchimisten“ entgegnete: Vorrätig habe sie das Buch schon, aber gern verkaufe sie es nicht, sie sei persönlich enttäuscht gewesen von der Lektüre.
Unterhaltsam erzählte er von vielen Erfahrungen in Buchhandlungen, vom „Straßenstrich des Geistes, der sich da Modernes Antiquariat nennt“, von „Buch-McDonalds, in denen es keinen Sinn macht, nach einem besonderen Buch zu fragen“, und hob seine Vorliebe für „die typisch literarische Buchhandlung, wie man sie in allen großen Städten findet, das berühmte gallische Dorf, ein Mittelding zwischen sexy und sakral“. Und ging auch kurz auf Amazon ein, "der seine Schandkonditionen aufzuzwingen versucht", und die Weltbild-Insolvenz, was ihn nicht wirklich beunruhige: All das weise letztlich wieder auf die Wichtigkeit der kleineren Buchhandlungen hin.
Das Image der Buchhändler ist auch für den Verkauf wesentlich
Börsenvereins-Hauptgeschäftsführer Alexander Skipis knüpfte an Schecks hoffnungsvolle Bestandsaufnahme an und ermunterte die Buchhändler, das positive Image des Sortiments weiterzutragen. „Ein Image kann eine enorme Wirkung haben - deshalb dürfen wir uns nicht damit abfinden, wenn der stationäre Buchhandel von einigen Medien als Auslaufmodell beschrieben wird.“ Noch nie sei die Chance für gute lokale Berichterstattung und die positive Aufmerksamkeit für das stationäre Sortiment so groß wie jetzt gewesen. Insbesondere Initiativen wie buy local würden in der Öffentlichkeit wahrgenommen; es werde zudem deutlich, dass viele andere Einzelhandelssparten dem digitalen Geschäft wenig entgegenzusetzen hätten – im Gegensatz dazu sei der Buchhandel in einer Vorreiterrolle.
Die Buchhändler nutzten die Gelegenheit, Geschäftsführer Klaus Kluge vom gastgebenden Bastei Lübbe Verlag zu fragen, ob Amazon auch bei ihm an der Konditionenschraube zu drehen versuche. „Ein Unternehmen wie Amazon ist es nicht gewohnt, rückläufige Umsätze zu haben“, meinte Kluge, „aber es kann nicht sein, sich fehlende Umsätze von den Verlagen über die Konditionengestaltung zurückzuholen.“ Vielleicht sei Bastei Lübbe in der Vergangenheit zu großzügig gegenüber Amazon gewesen, „allerdings haben wir am Jahresende die Konditionen zurückgestuft. Nun warten wir ab, ob es uns genauso gehen wird wie Bonnier und die Lieferzeit verlängert wird.“ Ohne Bonnier- und Bastei Lübbe-Bücher, so die Einschätzung der rund 100 anwesenden Buchhändler und Verlags- wie Barsortimentsmitarbeiter komme allerdings auch Amazon nicht aus.