PEN-Zentrum mit Manifest zum Urheberrecht

"Rechte der Autoren mit Nachdruck verteidigen"

16. Juli 2015
von Börsenblatt
Das PEN-Zentrum Deutschland fordert die Bundesregierung und die EU-Kommission in einem Zehn-Punkte-Manifest auf, entschieden für den Erhalt des deutschen und europäischen Urheberrechts einzutreten – vor allem gegenüber den Interessen global operierender Internetkonzerne.

Das Manifest wurde am 17. Mai auf der Jahreshauptversammlung der Schriftstellervereinigung in Schwäbisch Hall beschlossen.

Im Wortlaut heißt es zu Beginn: "Das PEN-Zentrum Deutschland verlangt von der Bundesregierung und der EU-Kommission in Brüssel eine entschiedene Wahrung und Stärkung des deutschen und europäischen Urheberrechtes gegenüber den Interessen nationaler wie internationaler Medienunternehmen und global operierender Internetkonzerne."

Die Politik sei aufgefordert, auch bei den bevorstehenden Verhandlungen mit den USA über ein Freihandelsabkommen (TTIP) die bestehenden Rechte der Autoren mit Nachdruck zu verteidigen und zu schützen. Das deutsche und das europäische Urheberrecht seien Errungenschaften der Aufklärung und "ein wesentlicher Bestandteil unserer Zivilgesellschaft". Das PEN-Zentrum erwarte von den politisch Verantwortlichen "daher auch eine konsequente Haltung gegenüber den amerikanischen Copyright-Regelungen" − dieses verwerterorientierte Copyright bringe für Autoren "erhebliche Nachteile", so das Manifest weiter.

Im Einzelnen verlangt das PEN-Zentrum in zehn Punkten unter anderem die Durchsetzung der Urheber- und Nutzungsrechte im digitalen und damit internationalen Bereich, die Wahrung der Schutzfristen und einen Urheberrechtsvertrag, in dem Autoren eine stärkere Verhandlungsposition gegeben wird. Weiter geht es um Nutzungsregelungen von Werken für Schule, Lehre und Wissenschaft sowie bei sogenannten Privatkopien.

Und unter Punkt 7 heißt es:

  • "Sogenannte Kulturausnahmen − wie die Buchpreisbindung, die Künstlersozialversicherung und Einrichtungen zur Erhaltung literarischer und kultureller Vielfalt − dürfen in internationalen Vereinbarungen, etwa den geplanten transatlantischen Freihandelsabkommen (TTIP, CETA), nicht angetastet werden."

"Technische Nutzung und schöpferischer Prozess sollten nicht in Feinschaft zueinander stehen", schließt das Mainfest.

Das komplette Manifest können sie hier als PDF herunterladen.

Christoph Hein neuer Ehrenpräsident

Christoph Hein wurde von der Jahreshauptversammlung einstimmig zum Ehrenpräsidenten gewählt, teilte die Schriftstellervereinigung weiter mit. Hein war von 1998 bis 2000 der erste Präsident des wiedervereinigten PEN-Zentrums. Er ist, neben Günter Grass, der zweite Ehrenpräsident des deutschen PEN-Zentrums.

Zudem hat das PEN-Zentrum 25 Autoren aufgenommen, darunter Eva Menasse, Terézia Mora, Doris Gercke und Titus Müller.

Zur Eröffnung der Jahrestagung sprach erstmals seit Heinrich Böll mit dem Kanadier John Ralston Saul wieder der Präsident des internationalen PEN zu den Versammelten, so die Presseinformation weiter. "Wir sind mit unseren 25.000 Mitgliedern die Nation des Wortes, das so gefährlich ist, dass hunderte Kollegen im Gefängnis sitzen, verfolgt und sogar ermordet werden." Besonders würdigte er das weltweit einmalige Writers-in-Exile Programm des deutschen PEN, das acht Stipendiaten in fünf Städten Schutz und Unterkunft bietet.