"Wir sind nicht Amerika, wir werden vielleicht 20 Prozent mit digitalen Produkten erreichen", prognostizierte Kluge. "Wesentlich ist aber, dass die Buchhandelsstruktur mit den vielen unabhängigen Buchhandlungen erhalten bleibt." Bastei Lübbe-Vertriebsleiterin Stephanie Folle erläuterte kurz noch einmal die Beweggründe des Verlags, eine Buchhandlung in Eigenregie zu eröffnen: "Wir wollten verstehen, was Buchhandel heute bedeutet, was der Kunde heute will."
Beabsichtigt sei ein Mix von 60 Prozent Buch zu 40 Prozent Non-Books gewesen, der sich zu 54 Prozent Buch und 46 Prozent Non-Books entwickelt habe, 80 Prozent Hardcover, 20 Prozent Taschenbuch. 4.000 Einzeltitel stehen thematisch gemischt auf 280 Quadratmeter Verkaufsfläche im Souterrain, die Thementische sollten wöchentlich verändert werden – "diese Arbeit ist in der Praxis kaum leistbar", stellten die Kölner rasch fest. "Und wir hatten anfangs eine hohe Remissionsquote", bilanzierte Kluge. Die All-Age-Titel flogen raus, sie gingen nicht bei der Kundschaft, die sich zusammensetzt aus Anwohnern, Angestellten aus dem umliegenden Agenturen, Mittagspausen-Einkäufern, Eltern mit Kids und jungen urbanen Menschen, die sich umliegenden Cafés treffen. Dafür wurde das Kochbuch hineingenommen.
Der Verzicht auf Stapel wurde durchgehalten, nachdem aber viele meinten, eine Buchhandlung ohne Bestsellerlistenwand ginge doch nicht, wurde eine installiert. "Die ‚Spiegel’-Bestsellerlistenwand haben wir gestern wieder abgebaut, nach zwei Monaten Testphase − da gab es einfach keine Resonanz", resümierte Kluge. Großen Zuspruch hingegen, die sich auch deutlich im Verkauf niederschlägt, erzeugt die Wand mit eigenen Empfehlungen. "Die Erwartungshaltung der Kunden mit überproportional liberal-intellektuellem Milieu und leicht überrepräsentiertem sozioökologischen Milieu liegt bei Angeboten jenseits des Mainstream", meint Folle. Nicht funktionierte auch der Jerry-Cotton-Raum für Spannungsliteratur, der abgebaut wurde. Eine interessante Erkenntnis für Kluge ist, dass auch kleinere Verlage wie Die Gestalten, Edition Michael Fischer, Moritz oder Hermann Schmidt unter den Top-Ten-Verlagen des Siebten Himmels zählen.
Mit dem Umsatz wird noch gekämpft: Im ersten Monat, dem November vergangenen Jahres, waren es 22.000 Euro, im Dezember fast 60.000, im Februar nur 15.000 − 80 Prozent davon werden dann schon von den Personalkosten aufgefressen. Im April waren es schon wieder 30.000 Euro, und der Mai hat Kluge zufolge "sehr ordentlich" begonnen. Derzeit wird überlegt, den Laden vielleicht erst um 11 Uhr zu öffnen und dafür bis abends um 21 Uhr offen zu halten.
Als größte Herausforderung sieht es Klaus Kluge, die Zufallskunden in der 3C-Lage zu Stammkunden zu machen. Die Mundpropaganda soll forciert, die Serviceleistung optimiert, der Warendruck erhöht werden, "um nicht in Schönheit zu sterben". Das Ziel: 2016 eine schwarze Null zu schreiben.