„Alles wird smart“, lautet die frohe Botschaft von Gerrit Pohl. Wobei „smart“ am besten mit „intelligent“ (im technischen Sinne) übersetzt werden kann. „Intelligent“ in dem Sinne, dass Dinge oder Systeme autonom interagieren, Daten austauschen, Feedback erzeugen und sich an veränderte Ausgangsbedingungen anpassen.
Smarte Fernseher, smarte Häuser, smarte Städte – nichts wird von der daten- und technologiegetriebenen Transformation ausgenommen (oder verschont?) bleiben. Was heißt das für die Inhalteanbieter? „Der Inhalt muss intelligent werden“, lautet eine These Pohls. Das heißt: die Frage, ob der Inhalt im kognitiven Sinne „intelligent“ ist, ist zweitrangig. Er muss „technisch“ intelligent sein, um in die neuen „Business Cases“ zu passen. Pohl schildert ein Beispiel für einen Kochbuchverlag: den „smarten“ Supermarkt. Der smarte Supermarkt bietet auf seiner Website ein Rezeptarchiv, das der Kunde vor dem Einkauf durchsuchen kann. Das gewünschte Rezept gibt er in die „Koch-Cloud“ ein, die den Zutatencheck und die Warendisposition durchführt, um dann die Artikeldaten an den „smarten“ Einkaufswagen im Supermarkt zu übertragen. Der „smarte“ Kunde muss dann nur noch den Anweisungen des Shopping-Cart-Displays folgen.
Auf die Key Note-Vision folgten „Short Cuts“, die bereits praktische Auswirkungen der „smarten“ Revolution und entsprechende Geschäftsmodelle präsentierten. Jens Rothenstein vom E-Commerce-Center des Instituts für Handelsforschung in Köln zeigte Auswertungen einer Studie, die das Einkaufsverhalten im stationären und Online-Umfeld untersucht hat. Die Zahl der (mobilen) Online-Shopper wächst, wobei die Dynamik bei den Jüngeren naturgemäß wesentlich stärker ist: Jeder Fünfte unter 30 kauft überwiegend im Internet ein, bei unter 30-jährigen Smartphone-Besitzern ist es etwa jeder Vierte.
Bemerkenswert, so Rothenstein, seien die Wechselbeziehungen zwischen den Vertriebskanälen: 32,1 Prozent der stationären Käufe geht eine Internetrecherche voraus. Der umgekehrte Prozess, das sogenannte Show-Rooming, bei dem Kunden im physischen Laden vorschauen, um dann im Netz zu bestellen, betrifft hingegen nur 11,4 Prozent der Käufe. Da liegen Rothenstein zufolge große Chancen: Buchhändler könnten beispielsweise Online-Services wie einen Produktverfügbarkeits-Check anbieten und Kunden gezielt in die Filiale lotsen, die das gewünschte Buch oder Hörbuch vorrätig hat (Thalia bietet eine solche Lösung bereits, der geplante gemeinsame Marktplatz der eBuch, genialokal.de, soll es auch können). Ein weiterer Service, der „physische“ Verkäufe auslösen kann, ist auch das Angebot, online bestellte Ware im stationären Geschäft umzutauschen.
In den folgenden Kurzvorträgen des Vormittags ging es um weitere Geschäftsmodelle und technische Lösungen, die „digitale Touchpoints“, Schnittstellen zum Kunden, vorstellten: unter anderem um iBeacons, kleine Sender, die Artikeldaten auf Smartphones übertragen; um die E-Book-Bibliothek Skoobe, um Augmented Reality-Anwendungen für Bücher, um Geschenkkarten für digitale Inhalte (Snapload), um eine werbe- und abofinanzierte E-Book-Plattform (readfy), um E-Books in Reisebussen (Piper) und mehr.
Am Nachmittag des ersten „Buch“-Tags finden knapp 20 Subkonferenzen statt. Den Abend beschließt die „Digital Night“ im Nola’s am Weinberg.