Rund 400 Schulen betroffen

Korruptionsverdacht beim Schulbuchkauf

10. Juni 2014
von Börsenblatt
Die Staatsanwaltschaft Erfurt prüft einen Korruptionsverdacht bei Schulbuchbestellungen: Zwei Südthüringer Firmen sollen Spenden an Fördervereine und Schulen überwiesen haben, wenn diese Bestellungen vermittelt hätten. MDR THÜRINGEN zufolge sind rund 400 Schulen und Fördervereine involviert.
Die Staatsanwaltschaft Erfurt geht dem Verdacht der Korruption bei der Bestellung von Schulbüchern in Thüringen nach. Vor drei Wochen haben Staatsanwälte und Beamte des Landeskriminalamtes zwei Südthüringer Firmen durchsucht, die unter anderem einen Onlinehandel für Schulbücher betreiben. Das bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Erfurt MDR THÜRINGEN. Die Firmeninhaber sollen Spenden an Fördervereine und Schulen überwiesen haben, wenn diese die Bestellung von Schulbüchern vermittelten. Betroffen sind nach Informationen von MDR THÜRINGEN mehr als 400 Schulen und Fördervereine.                     

Die Fahnder kamen diesem System durch den Hinweis eines Buchhändlers auf die Spur: Dabei werden Bestellscheine für Schulbücher über die Förderverein oder die Schulen an die Eltern gegeben. Die Eltern können diese Scheine ausfüllen und an die Fördervereine oder Schulen zurückgeben, die sich dann um die Bestellung bei einem jener beiden Versandhändler kümmern. Im Gegenzug sind nach dem jetzigen Stand der Ermittlungen Spenden von den Handelsunternehmen an die Fördervereine der betroffenen Schulen geflossen. Die Höhe der Spenden soll sich laut MDR THÜRINGEN am Umsatz der jeweiligen Bestellungen orientieren. Die Spenden, die von der Staatsanwaltschaft als Schmiergeld eingestuft werden, belaufen sich nach ersten Ermittlungen auf etwa 100.000 Euro.

Das komplexe Korruptionsverfahren steht nach Angaben der Staatsanwaltschaft noch am Anfang. Nach Recherchen von MDR THÜRINGEN untersuchen die Fahnder mindestens 400 Schulen und Fördervereine, an denen diese Art von Schulbuchversand seit Jahren Praxis ist. Es wird auch geprüft, ob gegen Schulleiter und Lehrer der betroffenen Schulen Ermittlungsverfahren eingeleitet werden. Die beiden betroffenen Onlinehändler wollten sich auf Anfrage von MDR THÜRINGEN nicht zu den Vorwürfen äußern.