Weitere Einschnitte bei Weltbild?

Tauziehen vor dem Paragon-Einstieg

20. Juni 2014
von Börsenblatt
Die Verhandlungen zum Start von „Weltbild 2.0“ laufen auf Hochtouren: Das Bundeskartellamt hat die Fusion der Verlagsgruppe Weltbild mit Investor Paragon Partners genehmigt. Bis zur geplanten Unterzeichnung am 30. Juni muss vor allem noch ein Interessenausgleich verhandelt werden: Paragon plant einen großen Personalschnitt, da die insolvente Weltbild-Gruppe weiter rote Zahlen schreibt.

Die Forderungen der Weltbild-Gläubiger an den insolventen Augsburger Medienkonzern wurden laut „Frankfurter Allgemeine Zeitung" auf einer Gläubigerversammlung am Dienstag mit 234 Millionen Euro angegeben. Der operative Verlust des Geschäftsjahrs 2012/13 (das Geschäftsjahr bei Weltbild endet im Juni) soll sich auf rund 100 Millionen Euro belaufen.

Um bis Jahresende mit einem neuen Weltbild-Unternehmen wieder schwarze Zahlen zu schreiben, plant der Investor Paragon unter anderem einen weiteren Personalschnitt (mehr als 800 Mitarbeiter sind in den vergangenen Monaten bereits in Transfergesellschaften gewechselt).Bisher sind nach Angaben der "Augsburger Allgemeinen Zeitung" 656 Stellen in Augsburg und 293 in den Filialen gestrichen worden.Laut Medienberichten sollen weitere Kürzungen beim Filialnetz geplant sein – ursprünglich war das Aus für 53 Filialen beschlossen worden, die ersten davon noch 2014. Nun könnten weitere Standorte folgen.Die Verhandlungen zu einem „Interessenausgleich" mit dem Weltbild-Betriebsrat laufen derzeit auf Hochtouren – zwischen 50 und 250 Mitarbeiter könnten ihren Job verlieren, meldet die "Süddeutsche Zeitung" Weltbild hat den Mietvertrag für die bisherige Zentrale in Augsburg-Lechhausen zum 31. Juli gekündigt. Neuer Stammsitz wird das Gebäude der fußläufig erreichbaren Deutsche Papier Vertriebs GmbH, die selbst umzieht. Verdi kritisierte „Planlosigkeit" beim Umzug – noch wisse kein Mitarbeiter, wo und wie er am neuen Standort sitzen werde.Das Weltbild-Sortiment soll künftig klarer strukturiert werden – der Wildwuchs im Non-Book-Bereich soll dann enden.

Zum 30. Juni soll, wie ein Sprecher von Paragon Partners gegenüber dem Börsenblatt bestätigte, der Gesellschaftervertrag unterschrieben werden.

Paragon will sich eigenen Aussagen zufolge mit 51 Prozent an der neuen Gesellschaft beteiligen, in die auch die Auslandsgeschäfte Weltbilds einfließen werden und 20 Millionen Euro Baranteilen einbringen49 Prozent sollen in den Händen der Gläubiger verbleiben, die durch Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz vertreten werden.Bei den neu zu besetzenden Führungspositionen setzt Paragon auf Manager, die eigenes Kapital mit in das Unternehmen einbringen sollen.

Das Bundeskartellamt hat den Fusionsplänen zugestimmt – nun stehen neben Formalitäten vor allem die Verhandlungen über weitere Einschnitte im Raum. Sollte es bei diesen Gesprächen zwischen Betriebsrat, Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz und Paragon Partners Verzögerungen geben, so dass die Verträge nicht bis zum Ende des Geschäftsjahrs am 30. Juni unterschrieben werden können, wäre eine Verzögerung durch das Insolvenzrecht auch zu einem späteren Zeitpunkt möglich.

In einem gemeinsamen Schreiben von Betriebsrat und von Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz' werde der Einstieg der Beteiligungsgesellschaft Paragon als „alternativlos" bezeichnet, berichtet die „Augsburger Allgemeine Zeitung". Andere Interessenten hätten entweder kein Konzept für die Sanierung Weltbilds als Multichannel-Händler vorgelegt oder keine gesicherte Finanzierung bieten können.