Amazon reagiert auf Kartellamtsbeschwerde

Eine Widerrede im Fall Bonnier

25. Juni 2014
von Börsenblatt
Amazon reagiert auf die Kartellbeschwerde des Börsenvereins mit Unverständnis – und einer Kritik an Bonnier. Die Verlagsgruppe verlange mehr für die digitale Version eines Titels als für die gedruckte Version des gleichen Titels, rechtfertigt sich das Unternehmen heute gegenüber golem.de.

Dass man Bonnier-Titel absichtlich hintanstelle, treffe nicht zu, zitiert golem.de aus einer Stellungnahme: "Diese Behauptung ist nicht wahr. Für einige Printtitel des Verlagshauses Bonnier kaufen wir derzeit weniger Lagerbestand ein, als wir dies normalerweise tun würden. Bestellungen von Titeln, die wir auf Lager haben, verschicken wir sofort." Alle anderen Titel könnten Kunden weiterhin ordern – und  diese würden dann von Amazon bei Bonnier nachbestellt, mit entsprechend längerer Lieferzeit.  

Amazon beruhigt seine deutschen Kunden  

Die Stellungnahme dient, wie die Wortwahl in der Stellungnahme gegenüber golem.de vermuten lässt, vor allem der Beruhigung der Kunden – nicht der Klärung des Sachverhalts. Amazon versucht sich zu rechtfertigen, argumentiert so, als sei man selbst von Bonnier unfair behandelt worden und könne nun gar nicht anders, als vorsichtiger zu disponieren. Amazon.de-Sprecherin Christine Höger:  "Bei der großen Mehrheit der Titel, die wir von Bonnier − Teil des internationalen 3-Milliarden-Euro-Medienkonglomerats Bonnier Media Group AB − verkaufen, verlangt Bonnier von uns wesentlich mehr für die digitale Version eines Titels als für die gedruckte Version des gleichen Titels."

Beschwerde des Börsenvereins

Wie berichtet, hatte der Börsenverein gestern Beschwerde beim Kartellamt eingereicht. "Amazon verstößt mit seinem erpresserischen Vorgehen gegenüber Verlagen gegen das Kartellrecht", ist  Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, überzeugt. "Das Geschäftsgebaren Amazons hat nicht nur Auswirkungen auf die betroffenen Verlage, sondern stellt eine Gefahr für alle Anbieter und Vertreiber von E-Books in Deutschland dar. Wir fordern das Bundeskartellamt auf, seine Untersuchungen aufzunehmen und das Vorgehen von Amazon zu unterbinden." Mehr dazu im Archiv - "Erpresserisches Vorgehen gegenüber Verlagen"