Neue Eskalationsstufe im Streit um E-Book-Rabatte

Amazon verspricht Hachette-Autoren 100 Prozent der Digitalerlöse

9. Juli 2014
von Börsenblatt
Die These, dass Amazon den Streit um E-Book-Konditionen dazu nutzt, Verlagen ihre Autoren abspenstig zu machen, bekommt neue Nahrung: In den USA ist der Online-Händler laut "New York Times" offen dazu übergegangen, Autoren der Hachette-Verlagsgruppe zu umwerben. Der Köder: Sie sollen für die Dauer des Streits 100 Prozent der Digitalerlöse auf Amazon.com bekommen.

Hachette widersetzt sich seit Monaten dem Ansinnen des Online-Händlers, höhere E-Book-Rabatte gewährt zu bekommen - Amazon liefert zahlreiche Backlist-Titel der Hachette-Verlage mit erheblicher Verzögerung aus. 

Nun scheint Amazon eine neue Taktik anzuwenden, um einen Ausweg aus der Verhandlungssackgasse zu finden, so die "New York Times". Das Unternehmen setzt Hachette unter Druck, indem es mit verlockenden Angeboten die Loyalität der Autoren zu ihrem Verlag untergräbt. In einem Schreiben des Amazon-Managers David Naggar, das mehreren Autoren und Verlagen zuging, heißt es, die Autoren würden einen "warmen Geldregen" erhalten, der sie aus dem Zentrum des Konflikts herausholt. Denn durch die verzögerte Lieferung von Hachette-Titeln gehen aller Wahrscheinlichkeit nach Umsätze verloren – und somit auch Honorarerlöse.

Russ Grandinetti, der bei Amazon für den "Kindle Content" verantwortlich ist, erkennt deutliche Vorzüge in dem Angebot, Autoren 100 Prozent der Digitalerlöse zu zahlen: "Es könnte uns und Hachette motivieren, eher früher als später eine Einigung zu erzielen und die Autoren zu schützen", zitiert die "New York Times" den Manager. "Und auch für die Leser würde es dann besser", ergänzt Grandinetti.

Hachette scheint den Amazon-Humor nicht zu teilen: Man fasse diesen Vorschlag als Aufforderung zum "Selbstmord" auf, ließ das Unternehmen wissen. "Schwachsinn", konterte daraufhin Amazon. Auch rhetorisch scheint hier eine neue Stufe der Auseinandersetzung erreicht zu sein.

 

In einer früheren Version dieses Textes hieß es:
In den USA ist der Online-Händler laut "New York Times" offen dazu übergegangen, Autoren der Hachette-Verlagsgruppe abzuwerben. Der Köder: Sie sollen bei einem Wechsel 100 Prozent der Digitalerlöse auf Amazon.com bekommen.
Wir haben das korrigiert.