Lesetipp: „Guardian“ porträtiert Kindle-Chef Russell Grandinetti

„Für die Verlage ist es immer ein Weltuntergang“

16. Juli 2015
von Börsenblatt
Bei Amazon ist Russell Grandinetti für die Kindle-Strategie verantwortlich: Der frühere "Vice president of softlines" provoziert die Verlage, indem er ihnen vorwirft, bei jeder Kontroverse gleich vom "Untergang" zu jammern – "danach können Sie die Uhr stellen", so der Kindle-Chef.

Wenn, wie der "Guardian behauptet", "der vielleicht wichtigste Mann im Verlagswesen" davon redet, dass es heutzutage "nur noch der Autor und den Leser" auf dem Buchmarkt nötig sind, sollten Verleger hellhörig werden. Alle Unternehmen zwischen Autor und Leser hätten beides zu tragen, so Grandinetti: Risiko und Möglichkeiten. Die Verlage sieht Grandinetti dabei als wenig innovationsfreundlich an.

Amazon versuche immer wieder, sich selbst als "100 Porzent kundenzentriertes" Unternehmen darzustellen, dass billige Bücherpreise durchsetzen will und „zurückgewiesenen Autoren" eine Lebesgrundlage geschaffen habe: Dieses PR-Ziel Amazons werde durch den Protest amerikanischer und deutschsprachiger Autoren derzeit empfindlich gestört.

Douglas Preston, Initiator des Protestschreibens von über 900 US-Autoren an Amazon-Chef Jeff Bezos bezeichnet Grandinetti darum als einen "Opportunisten", der sich von der Hachette-Gruppe als Schutzschild misbrauchen lasse.

Zum englischsprachigen Artikel im "Guardian": Amazon's Russell Grandinetti: Kindle champ takes on the books trade.