Deutschsprachige Autoren vs. Amazon

Meinungsbildung auf der Messe

16. Juli 2015
von Börsenblatt
Die Initiative "Autorinnen und Autoren für einen fairen Buchhandel" macht weiter − mit einer Leseraktion und Veranstaltungen während der Frankfurter Buchmesse. Außerdem ist geplant, Autorenverbände anderer europäischer Staaten in den Amazon-Aufstand mit einzubinden.

Nach Angaben von Tobias Kiwitt vom Bundesverband junger Autoren und Autorinnen (BVjA) hat Amazon bis heute nicht auf den offenen Brief, der Mitte August an Jeff Bezos und Deutschland-Chef Ralf Kleber ging, reagiert.

Der Brief wurde mittlerweile von 1.755 Autoren unterzeichnet (www.fairer-buchmarkt.de) − sie alle fordern das Gleiche: Dass Amazon Bücher, vornehmlich die von Bonnier-Autoren, nicht mehr boykottiert. "Amazon hat kein Recht, eine Autorengruppe, die am Konflikt nicht beteiligt ist, 'in Beugehaft' zu nehmen", kritisierten sie im August. Was aber wohl wenig nützte − der Konditionenstreit mit Verlagen schwelt, anders als eine Meldung des "Spiegel" von Anfang der Woche vermuten lässt, offenbar weiter, wie Autoren gegenüber boersenblatt.net berichteten. Dass sich Amazon bewege, sei nur in einem Punkt erkennbar, sagt auch Kiwitt: "Die Empfehlungslisten gibt es wieder, Bonnier-Autoren tauchen dort wieder auf."
 
Die Initiative "Autorinnen und Autoren für einen fairen Buchhandel" will deshalb noch einmal neu ansetzen, plant laut Kiwitt weitere Aktionen. Diese:

  • Buchkäufer/ Leser sollen aufgerufen werden, sich ebenfalls per Brief an Amazon zu wenden − mit ihren eigenen Argumenten. Vorbild dafür ist, wie beim ersten offenen Brief, die Aktion von United Authors in den USA (A Letter to Our Readers, im Orginal hier: www.authorsunited.net/letter/). Der Aufruf werde noch vor Beginn der Frankfurter Buchmesse (8. bis 12. Oktober) gestartet, so Kiwitt.
  • Auf der Frankfurter Buchmesse wollen Unterstützer des Verbunds Buchkäufer / Leser aktiv ansprechen. An den Ständen des BVjA (Halle 3.1 L51), des PEN Deutschland und des Verbands Deutscher Schriftsteller (beide: Halle 4.1 D86) wolle man mit ihnen mit ihnen ins Gespräch kommen, sagt Kiwitt − zudem würden Flyer verteilt, die über ihre Sicht auf die Auseinandersetzung mit Amazon informieren.   
  • Auf den Podien der Frankfurter Buchmesse soll das Thema zwei Mal eine Rolle spielen: am Messe-Mittwoch (8. Oktober) von 14.45 Uhr bis 15.30 Uhr in der Self-Publishing Area (Halle 3.1 K61) im Rahmen der Diskussion "Heute Verlagsautoren, morgen Indie-Autoren?" − und am Messe-Freitag von 15−16 Uhr auf einem Podium in Halle 4.1 (B13). Hier diskutieren Gerhard Ruiss (IG Autorinnen Autoren), Tobias Kiwitt (BVjA), Imre Török (VS), Jutta Wilke, Elke Pistor (Das Syndikat) und Regula Venske (PEN Deutschland) über die Frage "Autor/innen gegen Amazon − warum?" (andere Veranstalter organisieren ebenfalls Podiumsdiskussionen zum Thema).  
  • Der Autoren-Protest gegen Amazon konzentriert sich bislang auf zwei Länder − die USA und Deutschland. Der deutschen Intitiative ist das zu wenig, sie versucht derzeit deshalb, Autorenverbände anderer europäischer Staaten bei eigenen Initiativen zu unterstützen. Kiwitt zufolge wurden gerade Übersetzungen des ersten Briefs angefertigt und an verschiedene Autorenverbände weitergeleitet (u.a. Großbritannien, Niederlande, Schweden). Rückmeldungen gebe es aktuell noch nicht. Update 16:32 Uhr: Wie es damit umgehen wollen, sei aber nicht entschieden.