Interview mit EKZ-Geschäftsführer Jörg Meyer

"Ich sehe hier absolut keine Konkurrenzsituation"

16. Juli 2015
von Börsenblatt
Die Einführung eines Kaufbuttons für die Onleihe der Bibliotheken sorgt für Gesprächsstoff: Der Börsenverein sieht mögliche rechtliche Schwierigkeiten beim Affiliate-Modell. Die Verlage begrüßen das neue Erlösmodell. EKZ-Geschäftsführer Jörg Meyer im Interview über den "Kaufbutton".

Welchen Stellenwert hat der Kaufbutton denn für die Bibliotheken?
Für die Bibliotheken ist der Kaufbutton eine zusätzliche Servicekomponente. So hat Düsseldorf 190.000 Ausleihen im vergangenen Jahr gehabt und 60.000 Vormerkungen. Nutzer müssen teilweise Monate warten, bis sie das gewünschte Buch lesen können. Es ist doch nur zu begrüßen, wenn man dann mit wenigen Klicks das gewünschte Medium erwerben kann.

Wie kommt der Kaufbutton bei Ihren Verlagspartnern an?
Die Verlage finden die Idee hervorragend.

In Leihverbünden organisierte Bibliotheken müssen dem Kaufbutton gemeinschaftlich zustimmen – ist da nicht zu befürchten, dass das Projekt nicht in absehbarer Zeit ausgerollt werden kann?
Das ist stets unser Prinzip gewesen: die Teilnahme ist freiwillig. Alle Verträge, die wir mit den Bibliotheken schließen, werden nach öffentlichem Recht auch durch die Rechtsämter geprüft und freigegeben. Erst dann kann die Bibliothek das Projekt umsetzen. Eine Zeitschätzung ist daher schlecht möglich. Wir sehen es aber als langfristiges zusätzliches Angebot an, das der Servicedimension unterworfen ist. Als wir die Onleihe 2007 in Deutschland eingeführt haben, riefen wir bei vielen Partnern (Bibliotheken und Verlage) Fragezeichen hervor. Heute ist das Modell eingeführt. Manchmal brauchen gute Dinge etwas Zeit.

Im Buchhandel gab es auch Kritik am Kaufbutton. Von einer „Kommerzialisierung der Bibliotheken“ und einer neuen „Konkurrenzsituation“ ist die Rede.
Manchmal frage ich mich "Wer ist denn DER Buchhandel"? Die Sofortwelten, auf die wir weiterleiten, ist auch ein Buchhändler. Somit sehe ich hier absolut keine Konkurrenzsituation. Zudem wollen wir das System offen für andere Sortimenter gestalten, das haben wir von Anfang an geplant und kommuniziert. Auch das Argument der Kommerzialisierung der Bibliotheken ist bei objektiver Betrachtung nicht nachvollziehbar. Durch das angedachte Affiliate-Programm erhalten die Bibliotheken zusätzliche Mittel, die sie wiederum für Medien oder andere Dinge ausgeben. Oft auch für gedruckte Bücher und dann gerne beim lokalen Buchhändler vor Ort. Am Ende wird durch den Kaufbutton die "Kaufkraft" der Bibliotheken gestärkt, welche direkt oder indirekt unserem gemeinsamen Markt zu Gute kommt.

Welche Voraussetzungen müssten Buchhandlungen eigentlich mitbringen, die als Partner des Onleihe-Kaufbuttons fungieren wollen?
Nach der Pilotphase, die die technischen Rahmenbedingungen klären sollen und ein stabiles Abwicklungssystem garantieren soll, werden Buchhändler an dem Service teilnehmen können. Treibender Partner ist hier die Bibliothek, die an uns den Wunsch richten kann, auch den lokalen Buchhändler einzubinden. Damit verhalten wir uns sicher einzigartig in der Branche. Welcher Buchhändler (die ekz ist ein auf Bibliotheken spezialisierter Sortimenter seit 1947 und seit den 50ziger Jahren Börsenvereinsmitglied) stärkt mit seinen Aktivitäten auch den Wettbewerb und das auch noch in einem Umfeld, in dem die Verlage durch ihr Angebot (denken Sie an Skoobe u.a.) zunehmend das Sortiment beim Vertrieb von E-Medien ausklammern?