Studie zur Rolle standortbezogener Dienste im Handel

Mobiler Lotse zum Laden

3. März 2015
von Börsenblatt
Das mobile Internet könnte dem stationären Handel künftig mehr nützen als schaden, das geht aus einer Studie des Handelsverbands HDE hervor. Danach würden Konsumenten etwa per Smartphone zunehmend auch Informationen über Geschäfte vor Ort suchen.

Die Studie "Zukunft und Potenziale von standortbezogenen Diensten für den stationären Handel" wurde vom eWeb Research Center der Hochschule Niederrhein zusammen mit kaufDA und dem Handelsverband Deutschland HDE veröffentlicht. Das zentrale Ergebnis lautet: "Statt sich im Laden beraten zu lassen und dann online zu shoppen, sucht die Mehrheit der Verbraucher gezielt Informationen im Netz, um anschließend beim stationären Händler zu kaufen." Dabei hätten insbesondere standortbezogene Dienste (Location-based Services, LBS) das Potenzial, das Einkaufsverhalten von Konsumenten zu beeinflussen und lokale Händler zu stärken.

Einige Ergebnisse:

Rund 69 Prozent der Befragten besaßen ein Smartphone oder Tablet (2013: 44 Prozent), bei den unter 30-jährigen bereits 94 Prozent ein Smartphone. Letztere dienen als wichtigste Informationsquelle unterwegs − daheim wird vor allem zum Tablet und PC/Laptop gegriffen.Auf Tablets- oder Smartphones werden unterwegs zu 81 Prozent (2013: 79 Prozent) Apps verwendet, die den aktuellen Standort berücksichtigen (etwa Wetter-Apps oder Kartendienste).Mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) nutzen Apps, um Informationen über Preis- und Warenangebote von Händlern in der Nähe zu erfahren. Die Verfügbarkeit von Produkten abzufragen, ist für 79 Prozent der Befragten wichtig. Kaufverhalten: Die meisten Befragten (39 Prozent) gaben an, "sehr oft" Online zu recherchieren, dann aber im Geschäft zu kaufen. Den Onlinekauf im Geschäft nutzen acht Prozent "sehr oft".Rund 83 Prozent der Befragten informieren sich regelmäßig über aktuelle Angebote mit lokalem Bezug.Was erwarten die Kunden von standortbezogenen Diensten? An der Spitze liegen Informationen über Ladenöffnungszeiten (82 Prozent), Verfügbarkeitsabfrage (78 Prozent) und zum Lieferservice (67 Prozent).Über welche Angebote informieren sich die Befragten? Vor allem über Kleidung und Mode (50 Prozent), Spiele und Spielzeug (43 Prozent) sowie technische Produkte und Unterhaltungselektronik (jeweils 32 Prozent).

Mit dem Smartphone im Laden

Interessant auch die Antworten auf die Frage "Aus welchen Gründen informieren Sie sich nicht im Geschäft auf Ihrem Smartphone bzw. Tablet?". 47 Prozent sagten darauf: "Ich habe keinen Bedarf" und 36 Prozent "Es gehört sich einfach nicht".

Andererseits suchen 68 Prozent der Befragten, die ein Produkt kaufen wollen, im Laden per Smartphone nach weiteren Informationen.

"Das mobile Internet wird im Handel der Zukunft eine herausragende Rolle spielen", resümiert Stephan Tromp, stellvertretender Hauptgeschäftsführer vom Handelsverband Deutschland (HDE). "Eine enorm wachsende Zahl an Kunden erwartet, auf dem Smartphone Informationen über ihre stationären Händler abrufen und den Besuch von Geschäften damit vorbereiten zu können." Stationäre Händler sollten daher auf die sich ändernden Kundenerwartungen reagieren, vor allem die Smartphone-Nutzung bringe enorme Chancen mit sich.

Das wird auch am Ende der Studie bei den Handlungsempfehlungen betont: "Stationäre Händler müssen sich neu erfinden und ihren Ladenraum durchdigitalisieren." (Zugriff zum Internet sicherstellen, Möglichkeit zur Bestellung im Laden per Smartphone).

Zur Studie:
Die repräsentative Verbraucherbefragung wurde von kaufDA in Zusammenarbeit mit der Hochschule Niederrhein und Unterstützung des HDE durchgeführt. Die Erhebung erfolgte in zwei Befragungsrunden durch Innofact. Die erste Runde mit 1.012 Personen erfolgte im Zeitraum vom 17. Juli 2014 bis 18. Juli 2014 mittels Telefoninterviews. In der zweiten Runde vom 21. Juli 2014 bis 31. Juli 2014 nahm eine Stichprobe von 1.004 Smartphone- bzw. Tablet-Nutzern an einer Online-Befragung teil. Um eine für Deutschland repräsentative Gesamtstichprobe zu erhalten, sei die Online-Stichprobe für die Merkmale Geschlecht, Alter und Berufstätigkeit anhand der Verteilung der telefonischen Befragung gewichtet worden.