Interview mit Katharina Borchert, Geschäftsführerin "Spiegel Online"

"Künftig werden alle relevanten Buchhändler dabei sein"

21. Oktober 2014
von Börsenblatt
Die von der Schriftstellerin Julia Franck skandalisierte Verlinkung der Bestsellerlisten auf "Spiegel Online" mit Amazon hat die Geschäftsführung an der Hamburger Ericusspitze nicht kaltgelassen. Nur wenige Tage, nachdem die Protestwelle gegen den "Spiegel" losrollte, reagiert Katharina Borchert, Geschäftsführerin von "Spiegel Online", und präsentiert eine Lösung, die künftig alle relevanten Buchhandelskanäle in die Bestseller-Vermarktung einbeziehen soll. Hintergrund zum Thema und Stimmen aus dem Buchhandel lesen Sie in Börsenblatt 43 / 2014 am kommenden Donnerstag.

Nur wenige Tage nach dem Protest von Autoren und Buchhändlern gegen die Verlinkung der "Spiegel"-Bestseller auf Amazon legen Sie eine Lösung vor, die das Problem entschärfen soll. Weshalb dieser plötzliche Sinneswandel?
Wir haben schnell gehandelt, weil uns das Verhältnis zum stationären Buchhandel sehr wichtig ist – zumal er sich aktiv für die "Spiegel"-Bestsellerlisten einsetzt. Die Kritik an unserem bisherigen Geschäftsmodell nehmen wir sehr ernst. Klar ist, dass wir uns bisher vor allem am Kundenverhalten orientiert und die Stimmung in der Branche falsch eingeschätzt haben.
 
Welche Lösung planen Sie?
Wir planen, künftig nicht mehr direkt auf Amazon zu verlinken, sondern vor der Bestellung eine Zwischenseite einzublenden, die zunächst als Service für interessierte Nutzer mehr Informationen zum Buch liefert und darunter dann mehrere Einkaufs- und Bestelloptionen aufführt.
 
Werden alle relevanten Buchhändler dabei sein?
Ja, das ist unser Ziel. Neben den großen Buchhandelsplattformen, mit denen wir Affiliate-Verträge abgeschlossen haben, werden wir auch buchhandel.de und – nach dem Start – genialokal.de anbieten, sie mit einzubinden.

Wie sieht ihr Zeitplan für die Umstellung aus?
Wir wollen das so schnell wie möglich umsetzen und arbeiten intern bereits an Entwürfen für die neuen Buch- und Bestellseiten. Außerdem suchen wir sehr zeitnah das Gespräch mit ausgewählten Vertretern der Buchbranche und werden zu einem Runden Tisch nach Hamburg einladen, an dem wir unsere Vorschläge präsentieren wollen.

Interview: Michael Roesler-Graichen