Lesetipp: "SZ" zu den "Luxemburg Leaks"

S.A.R.L., das faule Steuerparadies?

6. November 2014
von Börsenblatt
Die "Süddeutsche Zeitung" und weitere internationale Medien haben geheime Dokumente aus der Luxemburger Steuerbehörde ausgewertet. 28.000 Seiten Dokumente sollen belegen, dass Unternehmen wie die Deutsche Bank, Amazon, Pepsi und FedEx in den vergangenen Jahren Milliardenbeträge an Steuern am Fiskus vorbeigeschleust haben – und zwar vollkommen legal.

Der Trick: Das Niedrigsteuerland Luxemburg gestattete in hunderten Fällen dermaßen komplexe Steuerkonstrukte, dass die Finanzbehörden selbst keinen Überblick mehr hatten. Die Europäische Kommission soll bereits in zwei Fällen ermitteln, ob unfaire Vorteile gewährt wurden.

Amazons Europageschäfte: Weniger als ein Prozent Steuern?

Anfang Oktober hatte die "SZ" berichtet, dass der Onlinehändler Amazon an seinem Steuersitz Luxemburg nur ein Prozent Steuern zahlen soll. In ihrem aktuellen Bericht legt die "SZ" nach und verweist darauf, dass Amazon über das Verschieben von Lizenzgebühren von seinen europäischen Töchtern zum Teil völlig steuerfrei agieren konnte.

Für das Jahr 2009 habe Amazon EU S.A.R.L im Jahr 2009 über Lizenzen 519 Millionen Euro Gewinn erzielt, so das Reporternetzwerk – diesen Gewinn habe Amazon aber so geschickt auf eine weitere Tochterfirma in Luxemburg umlegen können, dass letztlich nur eine Summe von 14,8 Millionen Euro steuerpflichtig geworden sei. Unter Strich habe Amazon auf seinen Gewinn für 2009 in Luxemburg nur 4,1 Millionen Euro Steuern zahlen müssen – weniger als ein Prozent.

Amazon bestreitet laut "SZ" wie alle anderen Unternehmen, sich nicht rechtskonform verhalten oder eine "Sonderbehandlung" erhalten zu haben. Dazu gab es in Luxemburg offenbar auch keinen Anlass: Auch gegenüber mehr als 300 Unternehmen sollen sich die Finanzbehörde stets "kooperativ" verhalten haben. Auch das "Handelsblatt" meldet, dass nun die Europäische Kommission ermittelt, ob im Fall Amazon unfaire Vorteile durch Luxemburg gewährt wurden.

Das International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) mit Sitz in Washington hatte laut "SZ" eine monatelange Recherche von weltweit mehr als 80 Reportern koordiniert – zahlreiche Dokumente zu hunderten Unternehmen der Luxemburg Leaks stehen seit heute für jedermann online. Leicht zu lesen sind die Dokumente, darunter rund 100 Seiten zu Amazon allerdings nicht, wie die "SZ" gesteht.