E:Publish-Kongress in Berlin

Nah am Leser

3. März 2015
von Börsenblatt
Der Kongress für neues Publizieren, die E:Publish in Berlin (6./7. November), steht in diesem Jahr unter dem Motto "Moving the Customer" ganz im Zeichen des Kunden. Im Mittelpunkt die Frage: Wie gewinnt man anspruchsvolle Leser und Nutzer – und bindet sie?

Was kann die Verlagsbranche vom webbasierten Musik-TV lernen? "Richten Sie sich konsequent an den Interessen der Nutzer aus", empfahl Conrad Fritzsch, Geschäftsführer der Musikplattform tape.tv, den Zuhörern in seiner Key Note. Der rasante technologische Wandel mache es notwendig, eingefahrene Geschäftsmodelle radikal zu hinterfragen. "Wenn ein Fernsehdisplay weniger kostet als eine Tapete, wird es Zeit, komplett neu zu denken."

Lernen durch ausprobieren, vorne dabei sein – mit dieser Botschaft wandte sich Colin Lovrinovic, Head of International Digital Sales bei der Bastei Lübbe AG, in seiner Key Note an das Publikum. Die Kunden änderten ihr Nutzungsverhalten – je früher sich Verlage darauf einstellen, umso besser. 16 Prozent des Umsatzes mache der Verlag mittlerweile mit digitalen Produkten. 33 von insgesamt 320 Mitarbeitern arbeiten in der Digitalabteilung von Bastei Lübbe, es gibt auch eine eigene Inhouse-App-Entwicklungsabteilung. Seine fünf Tipps auf den Punkt gebracht:

Kreativ sein: Gute Ideen und Inhalte erkennen und fördern Rechte halten: Umfassende Rechte ermöglichen eine 360-Grad-Verwertung Grenzenlos denken: Auslandsmärkte erschließen Experten: Aufbau von Digital- und Auslandsexperten Zuhören: Direkter Dialog mit Kunden, Partnern und Markexperten suchen

Am Nachmittag des ersten Kongresstags (6. November) ging es in Round Table Sessions und Workshops um Ideen zum E-Book-Geschäft, semantisches Publizieren und Innovationsmanagement.  Auch der Klickdummy des digitalen Vorschausystems VLB-TIX wurde präsentiert.

"Wie verändert sich die Rolle eines Verlags, wenn im Netz jeder mit jedem kommunizieren kann?", fragte Elisabeth Ruge im Workshop "Huch, ein Leser! Verlagskommunikation in einer modernen Welt". Die These: Verlage werden verstärkt zu Service-Providern, die ihren Autoren Mittel in die Hand geben, selbst im Netz aktiv zu werden. Etwa durch die Bereitstellung von Blogformaten oder Web-Templates, die es Autoren leicht machen, in Direktkontakt zum Leser zu treten. Elisabeth Ruge hatte den Berlin Verlag mitbegründet, Hanser Berlin aufgebaut und Anfang dieses Jahres die Elisabeth-Ruge-Agentur gegründet.

Am zweiten Tag (7. November) der E:Publish stand vormittags unter anderem Sascha Lobo mit "SoBooks goes public – ein Erfahrungsberich" auf dem Programm. Workshops beschäftigten sich mit Themen wie "Pricing-Strategien bei E-Books", "Moderne Fernsehserien als Impulsgeber für die Buchbranche" und "Data Big and Small: Wie Verlage in Zukunft Daten nutzen". Ein Bericht auf boersenblatt.net folgt.

Der zweitägige Kongress E:Publish findet seit 2011 statt, Veranstalter ist die Kongressagentur SWOP aus Berlin. Das Börsenblatt ist Medienpartner.