Studien von WWF und FSC Deutschland

Tropenholz auch in Kinderbüchern

11. November 2014
von Börsenblatt
Insgesamt 50 Bücher auf dem Schweizer Buchmarkt hat der WWF auf ihren Gehalt an Tropenholz überprüfen lassen. Das Resultat: Ein Zehntel davon enthält Tropenholz. "Es stammt mit großer Wahrscheinlichkeit aus Raubbau", behaupten die Umweltschützer. In Deutschland hat eine differnziertere Studie des FSC ähnliche Ergebnisse erzielt.

Der WWF kaufte in Schweizer Buchhandlungen und Kiosken insgesamt 50 Bücher und ließ sie beim "Institution for Paper Science and Technology" der TU Darmstadt auf ihren Gehalt an Tropenholz überprüfen. Ausgewählt wurden die Titel streng nach Produktionsort: Alle Titel wurden in Asien gedruckt oder enthielten keine Angaben zum Druckort. Taschenbücher wurden nicht berücksichtigt – erfahrungsgemäß ist dort mittlerweile der Anteil an zertifiziertem Papier wesentlich höher, weshalb der WWF vor allem aufwändig zu produzierende Genres wie Kinderbücher, Bildbände und Ratgeber in den Blick nahm.

In fünf Proben, zehn Prozent der untersuchten Bücher, wurde das Labor fündig: Der Tropenholz-Anteil bewegt sich in diesen laut Auskunft des WWF zwischen acht und 15 Prozent.

"Dieser Befund ist beunruhigend", sagte Simone Stammbach, Holzexpertin beim WWF Schweiz, die das Projekt koordiniert hat. "Das verwendete Tropenholz stammt wahrscheinlich aus Raubbau in tropischen Naturwäldern." Die in den Proben nachgewiesenen Tropenhölzer wachsen vor allem in Südostasien. Gerade in dieser Region fänden großflächige Abholzungen für Landwirtschaftsflächen statt, etwa für Palmöl- oder Akazienplantagen. "Das Holz aus artenreichen Naturwäldern endet dann oft in billigem Zellstoff für die Papierproduktion", so Stammbach. Aber auch das in den Büchern mehrfach nachgewiesene Akazienholz sei nicht unproblematisch, da für dessen Plantagen Naturwald abgeholzt werde.

Vor allem für aufwendig produzierte Werke sind die Einsparmöglichkeiten für Verlage groß, die in China drucken lassen, zumal es dort für den Import von Zellstoff keinerlei Gesetze gäbe und keine Kontrolle stattfände, ob geschützte Tropenhölzer Verwendung fänden. Entsprechend habe sich China in den vergangenen Jahren zu einer Drehscheibe für Papier und Druck entwickelt: "Heute ist das Land der größte Abnehmer von Zellstoff, es kauft rund einen Viertel der weltweiten Produktion auf. Die wichtigsten Herkunftsländer sind nebst Kanada und USA auch Brasilien und Indonesien − beides Länder, in denen illegaler Holzeinschlag weit verbreitet ist", so der WWF weiter.

Während der Import von Zellstoff aus illegalen Quellen von der EU inzwischen verboten ist, sei dies in der Schweiz nach wie vor erlaubt.

Die Reaktionen der fünf betroffenen Verlage (Übersicht beim WWF) fallen laut WWF unterschiedlich aus: Während Wooky Europe in Amsterdam keine Stellungnahme abgab, wollten Usborne und Moewig weitere Abklärungen treffen. Depesche antwortete, bereits auf unbedenkliches FSC-Papier umgestiegen zu sein. Die Schweizer Edition Olms legte ein Zertifikat vor, das die Legalität des beanstandeten Papiers bescheinigt.

 

Der FSC Deutschland hatte zur Frankfurter Buchmesse selbst eine noch größer angelegte Studie zur Nachhaltigkeit im Bestsellergeschäft veröffentlicht: Die vierwöchige Untersuchung berücksichtigte alle 15 Spiegel-Bestseller im Bereich Hardcover, Paperback und Taschenbuch sortiert nach Belletristik und Sachbuch.

  • Insgesamt wurden so je Woche 90 Titel auf ihre Kennzeichnung mit Qualitätssiegeln für Papier untersucht
  • Recycling-Siegel oder andere Papierzertifikate wurden in den betrachteten Segmenten nicht gefunden
  • Die nicht FSC-zertifizierten Bücher waren damit alle ohne jede Kennzeichnung zur Papierherkunft
  • Im Bereich der Belletristik-Taschenbücher betrug der Anteil der FSC zertifizierten Bücher 100 Prozent

Jedoch hätten sich bei der Untersuchung des FSC Deutschland auch Unterschiede zwischen den Bucharten und dem Genre ergeben:

Der Anteil der FSC-zertifizierten Bücher lag

  • bei den Paperbacks bei 95 Prozent
  • bei den Taschenbuch-Bestsellern bei 88 Prozent
  • bei den Hardcover-Bestsellern bei 86 Prozent
  • über 95 Prozent bei Belletristik-Titeln
  • bei rund 84 Prozent im Sachbuch

"Damit zeigt sich, dass trotz guter Ergebnisse nach wie vor Spielraum nach oben bleibt. Insbesondere Taschenbücher aus dem Genre Sachbuch (76 Prozent mit FSC-Papier) haben in Punkto nachhaltiges Papier Nachholbedarf. Auch bei Hardcover-Sachbüchern (80 Prozent mit FSC-Papier) gibt es für die Verlage noch Spielraum sich künftig mehr für Papier aus verantwortungsvollen Quellen zu engagieren", teilte der FSC zur Studie mit. Uwe Sayer, Geschäftsführer des FSC Deutschland, sagte: "Nach wie vor ist der große Papierbedarf ein Problem für den Fortbestand natürlicher Wälder und führt in vielen Regionen der Welt zu Waldverlust und zur Zerstörung von Lebensräumen". Die Studie belege aber, "dass sich hier eine Branche in weiten Teilen klar zur Nachhaltigkeit bekennt und auch dementsprechend handelt."