Branchenparlament

"Gefahr ist noch nicht gebannt"

3. März 2015
von Börsenblatt
Der Kaufbutton bei der Onleihe, E-Books und die Freihandelsabkommen TTIP und Ceta waren neben der Strukturreform des Verbandes Thema beim Branchenparlament.

Mit dem Kaufbutton bei der Onleihe der EKZ hatte sich der Sortimenter-Ausschuss bereits am Mittwoch befasst und das Thema mit ins Branchenparlament gebracht. Dass der Bibliotheksdienstleister EKZ derzeit in einer Pilotphase den Verkauf von nicht ausleihbaren E-Books testet und dabei auf sofortwelten.de verlinkt, hatten die Sortimenter kritisiert. Jörg Meyer, Geschäftsführer der EKZ, der extra nach Frankfurt gekommen war, betonte, dass für die Zukunft angedacht sei, mit dem lokalen Buchhandel vor Ort zusammenzuarbeiten. Dabei solle es jeweils einen Link auf eine Buchhandlung geben. Bei den Buchhändlern freilich stieß dieser Vorschlag nicht auf viel Gegenliebe, abgesehen von den Praktikabilitätsproblemen, welche Buchhandlung jeweils ausgewählt werden soll. Sie plädieren daher für eine Verlinkung auf buchhandel.de.

Detlef Büttner (Lehmanns) etwa betonte, dass der Endkunde frei entscheiden können müsse, wo er einkaufen wolle. Es gehöre nicht zum Auftrag der Bibliotheken, in den Verkauf von Medien einzusteigen. Die Verleger sehen dies ein wenig anders. Albrecht Hauff (Thieme) appellierte: „Wir müssen die Sicht fer Kunden einnehmen. Wir würden unser eigenes Geschäft verleugnen, wenn wir jemanden, der so nah vor einem Kauf steht, wieder wegschicken.“ Random-House-Chef Frank Sambeth stieß in dieselbe Kerbe: „Wenn wir eine solche Situation sozusagen am Point of Anklick nicht nutzen würden, um eine Transaktion daraus zu machen, wäre ich sehr unglücklich.“

Den verschiedenen Positionen zum Trotz hat das Branchenparlament dem Beschluss des Sortimenter-Ausschusses zugestimmt. Hier der Wortlaut:

Beschluss des Branchenparlaments zu Verkaufs-/ Provisionsambitionen der Bibliotheken

„Der Sortimenter-Ausschuss bewertet die Verkaufsambitionen der Bibliotheken im Bereich der Onleihe, wie derzeit von der EKZ GmbH in einer Pilotphase getestet wird, als deutlichen Wettbewerb gegenüber dem stationären Buchhandel.

Der Verkauf von Büchern jedweder Publikationsform durch Bibliotheken hat nichts mit ihrem rechtlich verbrieften Auftrag und den darauf gründenden Privilegien gemein und würde, wenn flächendeckend durchgeführt, eine fundamentale Neuausrichtung der Bibliotheken darstellen.

Soweit die Bibliotheken einen Verkaufshinweis als Ergänzung ihres Serviceangebotes ansehen, hat eine Verlinkung nicht ausschließlich auf einen einzelnen Händler zu erfolgen, sondern unter Abbildung des gesamten Buchhandels mittels Einbindung von buchhandel.de.“

E-Books: Empfehlungen des AKEP und des AK ECOM

Ein weiterer Beschluss des Branchenparlaments drehte sich um E-Books. Das Gremium begrüßte die von AKEP und AKECOM formulierten Empfehlungen für digitale Bücher. Darin werden alle Marktteilnehmer dazu aufgerufen, sich in ihren Angeboten und Prozessen an dem Positionspapier Best Practices für E-Books zu orientieren und so zu mehr Kundenzufriedenheit beim Kauf und bei der Nutzung von E-Books beizutragen.

TTIP/Ceta

Mit Informationen zum Stand der Dinge bei den Freihandelsabkommen mit den USA (TTIP) und Canada (Ceta) beschloss Alexander Skipis das Branchenparlament. Es gebe keine Entwarnung für die Buchbranche, sagte der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins. Nach wie vor sei das Abkommen mit den USA "sehr gefährlich für die Preisbindung". Selbst wenn es heiße, der Kultursektor werde nicht verhandelt, denn, so Skipis: „Die Preisbindung wird im Bereich Markt und Marktregelung verhandelt.“ Der Sachverhalt sei daher nicht so einfach wie die EU-Kommission vorgebe.