KrimiZEIT-Bestenliste 2014

"Regengötter" ist der Jahreschamp

6. Juli 2015
von Börsenblatt
James Lee Burkes "Regengötter" (Heyne Hardcore) ist der beste Krimi des Jahres 2014 − nach Ansicht der Juroren der KrimiZEIT-Bestenliste. Gelobt wird die Vielschichtigkeit und der "epische Atem" des US-amerikanischen Altmeisters. Auf dem zweiten Platz der Jahresliste landet "Lady Bag" von Liza Cody, danach folgt Oliver Bottinis Algerienthriller "Ein paar Tage Licht".

Zuletzt vor elf Jahren war ein Roman des 1936 geborenen Burke auf Deutsch erschienen. Angesiedelt sind seine Romane im Südwesten der USA. Burke hat alle internationalen Krimipreise erhalten: er ist Grandmaster der Mystery Writers of America, von den Briten erhielt er den Gold Dagger, die Franzosen zeichneten ihn dreimal mit höchsten Preisen aus und 1995 erhielt er den Deutschen Krimipreis.

Stimmen aus der Jury zu Regengötter (original 2013: Rain Gods):

"Dieses Buch wird unverwechselbar und für mich unvergesslich durch seine Vielschichtigkeit oder − um es mal altmodisch zu sagen − seinen epischen Atem. Ich gebe gern zu, dass ich bisher keine Ahnung vom wahren Format dieses Autors hatte und unvorbereitet in ein grandioses Lektüreerlebnis geschlittert bin." (Jochen Vogt)

"Burke schreibt reinstes Genre und gleichzeitig reinste Literatur, weil er die Konstellationen des Genres nicht zu Verflachung nutzt. Er inszeniert sie hochkomplex und macht 'Genre' als eine sehr probate Möglichkeit sichtbar, sich, auch im erkenntnistheoretischen Sinn, künstlerisch mit dieser Welt auseinanderzusetzen. Und mit der menschlichen Seele." (Thomas Wörtche)

Auch auf dem Treppchen

Auf Platz 2 wählten die Juroren Liza Cody mit "Lady Bag" (Ariadne im Argument Verlag) − "eine Avantgardistin des 'Frauen"-Krimis". Lady Bag und ihr Greyhound Elektra sind obdachlos – und setzen sich gegen Verbrecher, Polizei und Wohlanständigkeit zur Wehr, mit groteskem Witz. "Ihre Geschichte ist zum Heulen und umwerfend komisch", so die Jurorin Thekla Dannenberg.

Den dritten Rang belegt Oliver Bottini mit "Ein paar Tage Licht" (DuMont). In seinem Roman beschreibt er den tatsächlichen Rüstungsexport in das scheinbar stabile arabische Land Algerien durch Export ganzer Fabriken und Produktionslizenzen − das wurde 2014 Gegenstand politischer Kontroversen im Bundestag. Auf der fiktiven Handlungsebene setzt sich Bottini mit der Hoffnung auseinander, es könne eine anti-islamistische demokratische Freiheitsbewegung in Algerien entstehen. "Ein fulminanter politischer Kriminalroman" des schnörkellosen Stilisten, urteilte Volker Albers. 

 

Ingesamt stehen zehn Titel auf der KrimiZEIT-Bestenliste 2014. Die weiteren Platzierungen und die Jury-Begründungen finden Sie im unten angehängten PDF: