Betriebsrat und ver.di beklagen eingeschränkte Warenlieferungen

Halbiert Weltbild die Belegschaft?

12. Januar 2015
von Börsenblatt
Auch nach dem Ende der Weltbild-Insolvenz sieht es derzeit aus Sicht der Beschäftigten alle andere als rosig aus. "Allein der Glaube bleibt", titelt die "Süddeutsche Zeitung" und zitiert die Weltbild-Konzernbetriebsratsvorsitzende Dolores Sailer: "Viele Leute verlassen das Unternehmen freiwillig, die halten das nicht mehr aus". Laut "SZ" erwarten gut informierte Mitarbeiter mittelfristig eine weitere Halbierung der Belegschaft.

Derzeit gibt es laut ver.di noch 2.000 Arbeitsplätze: 445 bei Weltbild Retail, 505 bei ALSO Logistics und rund 1.000 in den Weltbildplus-Filialen.

Die von Walter Droege gesteuerte Geschäftsführung setze das Konzept Weltbild 2.0 nicht um, analysiert die Gewerkschaft ver.di in ihrem Infoblog, Patrick Hofmann und Sikko Böhm legten indes auch kein alternatives Konzept auf den Tisch. Mit Gerd Robertz habe das einzige Geschäftsführungsmitglied mit Buchhandels-Expertise nach nur sieben Wochen die Firma verlassen. Wie soeben gemeldet, wird Robertz Ende Februar auch als Geschäftsführer der Weltbild-Tochter buecher.de in gegenseitigem Einvernehmen ausscheiden. Gewerkschafter Hubert Thiermeyer wirft Droege in der "Süddeutschen" vor, der Investor habe sich als "klassischer knallharter Kosten-Sanierer" entpuppt, "der mit Drohungen und Geheimhaltungspolitik arbeitet". 

Die Stimmung in der Belegschaft stuft der Betriebsrat drei Monate nach dem Droege-Einstieg als "katastrophal" ein. Die einzig erkennbare Strategie der zurück gebliebenen Droege-Manager sei das Totschrumpfen der Firma: "Werbegelder werden gestrichen; der daraus resultierende Umsatzrückgang wird als Argument für die Forderung nach weiteren Entlassungen hergenommen. Die Filialen werden kaum beworben und nur eingeschränkt mit Ware beliefert; das gefloppte Weihnachtsgeschäft soll weitere Schließungen begründen." Befürchtet wird nun, dass die durch den Umsatzrückgang stark geschrumpften Aufträge der Logistik als Argument für den geplanten Personalschnitt benutzt werden könnten. Auch in der "SZ" berichten Mitarbeiter von "leeren Regalen" in den Filialen im Weihnachtsgeschäft, weil zu wenig Ware bestellt worden sei.

Gespräche zwischen Weltbild-Geschäftsführung und Betriebsrat stehen aus, das letzte vereinbarte Treffen vor Weihnachten für Verhandlungen war geplatzt. Einen neuen Termin gebe es bislang nicht. Die Droege Group wollte sich dazu gegenüber boersenblatt.net nicht äüßern − aktuell sei kein Statement vorgesehen, so eine Unternehmenssprecherin.