IFH-Studie zur Attraktivität der Innenstädte

Nicht gut, aber befriedigend

3. März 2015
von Börsenblatt
Die Deutschen sind kritisch, wenn es um die Innenstädte geht, halten Klima und Angebot zwar nicht für schlecht, brechen aber auch nicht in Begeisterung aus: In einer großangelegten Kundenumfrage, durchgeführt vom Institut für Handelsforschung (IFH) Köln und mehreren Partnern, vergeben sie an die Stadtzentren die Schulnote 3 plus.

Für die Studie wurden an einem Donnerstag und einem Samstag im September 2014 mehr als 33.000 Besucher von 62 Innenstädten − von der Klein- bis zur Großstadt − zur Attraktivität ihrer Stadtzentren befragt. Dabei vergaben die Besucher laut IFH ihren Innenstädten im Schnitt die Schulnote 2,7 − je nach Ortsgröße schwankte die Note zwischen 2,5 (ab 200.000 Einwohner) und 3,0 (bis 25.000 Einwohner).

"Vermissen Sie Bücher?"

Gefragt wurden die Besucher unter anderem, welche Sortimente sie in ihrer Innenstadt vermissen. Den Bereich Bücher, Zeitschriften, Schreibwaren gaben dabei im Schnitt 4 Prozent der Befragten an. In Städten bis 25.000 Einwohner waren dabei es 6 Prozent, bei 25.000-50.000 Einwohnern 2 Prozent oder bei Städten ab 200.000 Einwohner 4 Prozent. Am meisten vermisst werden insgesamt die Bereiche Bekleidung (26 Prozent), Lebensmittel/Getränke (23 Prozent) und Multimedia/Elektronik/Foto (15 Prozent).

Der Online-Handel führt bei einem Fünftel der Umfrageteilnehmer zu einem veränderten Einkaufsverhalten: Im Schnitt kaufen 20 Prozent verstärkt online ein und besuchen ihre Innenstädte seltener zum Einkaufen. Kleinstädte und Metropolen sind dabei gleichermaßen von Frequenzverlusten betroffen, hat die Studie herausgefunden: Die Werte schwanken je nach Ortsgröße lediglich zwischen 19 und 21 Prozent.

In seinem "Branchenreport Online-Handel" hatte das IFH Köln den Anteil des Online-Handels am Umsatz des Einzelhandels für 2014 mit 9,4 Prozent (2013: 8,4 Prozent) beziffert. Die Güter des täglichen Bedarfs herausgerechnet, ergibt sich ein Wert von 16,6 Prozent (2013: 14,9 Prozent).

Weitere Ergebnisse der Studie "Vitale Innenstädte":

  • Je höher die Einwohnerzahl, desto mehr zählen Freizeitaspekte beim Besuch der Innenstadt.
  • Städte bis 50.000 Einwohner werden vor allem für den täglichen Einkauf aufgesucht.
  • Innenstädte werden von Personen jeglichen Alters besucht – wobei der Anteil jüngerer Besucher mit der Stadtgröße tendenziell zunimmt. 
  • Knapp jeder zweite Innenstadtbesucher kommt von außerhalb
  • Am schlechtesten benotet wurden im Schnitt das Freizeitangebot (3,1) und der Erlebnischarakter (3,2) der Stadtzentren
  • Knapp ein Drittel der Befragten kommen wegen Freizeitaktivitäten in die Innenstadt

Die Attraktivität einer Innenstadt hänge vor allem "von deren Gestaltung, Ambiente und Erlebnischarakter sowie der Vielfalt der Geschäfte/des Angebots ab", so die Marktforscher.

Boris Hedde: "Es gibt kein Patentrezept"

"Bei weiter steigenden Online-Umsätzen und der großen Heterogenität an Innenstadtfunktionen ist ein umfassendes City-Management notwendiger denn je", lautet das Fazit von Boris Hedde, Geschäftsführer des IFH Köln. "Ein Patentrezept für die erfolgreiche Innenstadt gibt es aufgrund unterschiedlichster Anforderungen und Rahmenbedingungen allerdings nicht – individuelle Konzepte müssen her." Von zentraler Bedeutung sei zudem die Kooperation untereinander. 

Zur Studie

Die bundesweit angelegte Untersuchung "Vitale Innenstädte" führte das IFH Köln gemeinsam mit den Kooperationspartnern bcsd, HDE, Galeria Kaufhof, zwölf IHKs und vielen weiteren lokalen Partnern durch. In 62 deutschen Städten aller Größen und Regionen wurden zeitgleich insgesamt mehr als 33.000 Innenstadtbesucher zu ihren Einkaufsgewohnheiten und der Attraktivität der Innenstadt befragt. Die Datenerhebung erfolgte an zwei ausgewählten Tagen (Donnerstag und Samstag) im September 2014 anhand eines einheitlichen Fragebogens.