Amazon-Streiks im Ostergeschäft

Verdi: "Wir zeigen dicke Eier!"

30. März 2015
von Börsenblatt
An den Amazon-Standorten Rheinberg, Werne, Bad Hersfeld und Koblenz legen Anfang dieser Woche Teile der Belegschaft erneut die Arbeit nieder, um einen Tarifvertrag zu ertrotzen. Sie wollen Amazon im Ostergeschäft die Daumenschrauben anlegen.

Die Gewerkschaft Ver.di ruft die Beschäftigten der Amazon-Versandhandelszentren Rheinberg und Werne (beide NRW), Bad Hersfeld (Hessen) und Koblenz (Rheinland-Pfalz) für Montag und Dienstag (30. und 31. März) erneut zu Streiks auf.

Die Arbeitsniederlegungen sollten am Montag mit der Nachtschicht in Bad Hersfeld beginnen. Die Beschäftigten in Rheinberg, Werne und Koblenz sollen sich mit der Frühschicht anschließen. Die Streiks dauern voraussichtlich bis zum Ende der Spätschicht am Dienstag an. Dass Ver.di die Streiks „spontan" darüberhinaus verlängert, ist zwar nicht angekündigt, wäre aber nicht ungewöhnlich. Amazon zeigt sich im Konflikt weiterhin uneinsichtig, zumindest aus Gewerkschaftssicht: Das Unternehmen lehnt es ab, einen Tarifvertrag für den Versand- und Einzelhandel zu unterschreiben. Beim Lohn orientiert sich der Onlinehändler lieber an der Logistikbranche, wo weniger gezahlt wird.

Bereits in der vergangenen Woche hatten die Beschäftigten am Amazon-Versandzentrum in Graben gestreikt − bis einschließlich 28. März. Nun sollen die anderen Amazon-Standorte nachziehen.

"Die Beschäftigten beweisen auch im Ostergeschäft einen langen Atem und verlangen mit Nachdruck ihre Rechte!", so Stefanie Nutzenberger, ver.di-Bundesvorstandmitglied. "Amazon hat es in der Hand, Beschäftigten und Kunden Sicherheit zu bieten, indem es endlich seine feindliche Haltung gegenüber seinen Arbeitnehmern ablegt und mit uns einen Tarifvertrag abschließt!"

Hintergrund

Die Beschäftigten des Versandhändlers Amazon kämpfen seit rund zwei Jahren erfolglos für einen Tarifvertrag. Dabei setzt die Gewerkschaft auf den Ausbau von Betriebsräten an den Amazon-Standorten und zeitgleiche Streiks an verschiedenen Versandzentren. Dass Amazon große Teile seiner Ware an deutsche Kunden inzwischen aus Polen anliefert, davon will sich die Gewerkschaft bei den Streiks nicht entmutigen lassen. Ver.di beklagt außerdem "hohe Befristungsquoten, permanenten Leistungsdruck und regelmäßige sogenannte Feedback-Gespräche, in denen auf Mitarbeiter Druck ausgeübt wird." Dies führe u.a. dazu, dass die Krankenstände bei Amazon ungewöhnlich hoch seien.