Antiquariat

ZVAB/Abebooks: weitere Reaktionen

30. März 2015
von Börsenblatt
Wolfgang Rieger steigt beim ZVAB aus, der Verband Deutscher Antiquare freut sich über die "öffentliche Anerkennung" seiner "Grundsätze", Rainer F. Meyer bleibt skeptisch.

Der Freiburger Antiquar Dr. Wolfgang Rieger ist konsequent und steigt demnächst ganz als ZVAB-Anbieter aus. In einer Mitteilung "In eigener Sache" schreibt Rieger: "Meinen Exlibris-Bestand finden Sie nicht mehr, meinen Buch-Bestand nur noch wenige Monate im Zvab. Das hat einen einfachen Grund: Das Zvab wird in Abebooks integriert. Beide Firmen gehören Amazon, und Kosten sollen eingespart werden. Leider sind die Standards von Abebooks für mich völlig ungenügend. Nur ein Beispiel: Im Zvab kann ich die Versandkosten entsprechend des Gewichts angeben, bei Abebooks muß ich mit einer Pauschale arbeiten. Ob ich ein Exlibris oder eine vielbändige Goethe-Ausgabe verschicke, bleibt sich gleich, ich muß einen Betrag X für die Versandkosten angeben. Natürlich könnte ich die Preise für Bücher anheben oder für Exlibris senken, aber das ist mir bei rund 8500 gelisteten Positionen zu viel Aufwand. Hinzu kommt - aber das betrifft nur mich - eine völlig ungenügende Rechnungsstellung und die Arroganz des Amazon-Imperiums. Wer die schikanöse, entwürdigende und kafkaeske Amazon-Verkäufer-Verifikation durchlaufen hat, weiß, wovon ich rede. Aber: Es gibt Alternativen. Nach wie vor finden Sie meinen gesamten Bestand bei Antiquariat.de und Booklooker.de."

Einen anderen Akzent setzt der Verband Deutscher Antiquare, auf den seit einiger Zeit auf der Startseite des ZVAB prominent hingewiesen wird – einschließlich einer eigenen Suchmaske in den von Verbandsmitgliedern angebotenen Beständen im ZVAB (siehe auch den ähnlichen Hinweis bei Abebooks). In einem auf der Verbandswebsite veröffentlichten Schreiben des Vorsitzenden Christian Hesse (Hesse Auktionen, Hamburg) an die Mitglieder werden mögliche Vorteile dieser bevorzugten Platzierung gegenüber den anderen Anbietern hervorgehoben. Hesse legt zugleich Wert auf die Feststellung: "Dies ist eine Initiative des ZVAB und geschieht nicht im Auftrag oder auf Anregung unseres Verbandes."

Ob sich nicht doch einige politischer denkende Verbandsmitglieder an dieser recht defensiv wirkenden Haltung stoßen? Christian Hesse ist, wie er sagt, "gespannt" auf Rückmeldungen. Interessant ist jedenfalls im größeren Zusammenhang, dass derzeit offenbar nur rund 60 der circa 220 Mitglieder des Verbands Deutscher Antiquare bei Abebooks vertreten sind, im ZVAB aber "über 100". Ab dem Herbst wird es diese Abweichung nicht mehr geben, da ZVAB-Anbieter künftig ein Abebooks-Verkäuferkonto eröffnen müssen, und exakt das Entfallen dieser bisher gegebenen Wahlmöglichkeit ist ja ein wichtiger Kritikpunkt der Antiquare, die hiervon betroffen sind.

Der Berliner Antiquar Rainer F. Meyer reagiert in seinem Blog (siehe hier) auf einen "Buchreport"-Bericht von letzter Woche (siehe hier), wonach ZVAB/Abebooks auf einige der Kritikpunkte der Antiquare mit Nachbesserungen reagieren will. Meyer bleibt skeptisch: "Auf jeden Fall typisch für derart schnelle, schlecht vorbereitete Änderungen ist das wenigstens partielle Zurückrudern wie in diesem Fall. Kleine Zugeständnisse, die weder alle Kritikpunkte abdecken noch etwas erklären, sollen die Wogen erstmal glätten: Sind die Antiquare erst vom ZVAB zu ABE gewechselt, so scheint man zu glauben, werden sie schon bei der Stange bleiben."

Auch Meyer kündigt an, sich zur ZVAB-Umstellung im Oktober als Anbieter von dieser Plattform zu verabschieden.