Lesetipp: Ulf Erdmann Ziegler in der "FAZ"

Die Drohung, Amazon nicht zu beliefern

10. April 2015
von Börsenblatt
Der Schriftsteller Ulf Erdmann Ziegler warnt die Branche in der "FAZ" davor, eine historische Chance zu verpassen. Wenn Verlage, Großhändler und Sortimenter in den nächsten Jahren keinen eigenen Vertrieb im Netz aufbauten, würde man Amazon endgültig das Feld überlassen.

Damit der Point of no Return nicht überschritten wird, müssten sich alle Akteure der Buchbranche zusammentun und einen Gegenkonzern gründen, der eine ernsthafte Alternative zum "totalitären" Konzern darstelle, so Ziegler in der "FAZ".

Dieser "Gegenkonzern der Buchdistribution" müsse

  • Artikel direkt vom Lager nach Hause liefern,
  • E-Books zu fairen Preisen bieten,
  • ein "vorzügliches, komplettes Angebots- und Bestellsystem deutscher Verlage" enthalten,
  • eine reibungslose Bezahlung gewährleisten sowie
  • ein Marktplatz für den Antiquariats- und Laienhandel sein.

Die Verlage müssten ein Interesse an einer Distributionsalternative haben, weil sie

  • weder die Garantie haben, dass die Rahmenbedingungen des Markts (Buchpreisbindung. ermäßigte Besteuerung von gedruckten Büchern und Hörbüchern) unverändert bleiben,
  • noch beispielsweise eine steuerlich praktikable Möglichkeit, E-Books über Bundleangebote (Buch plus Download-Code) zu vertreiben.

Sie wären dazu verdammt, so Ziegler, "sich Amazon zu unterwerfen oder sich in einem Dschungel von Partial- und Kleinstinteressen zurechtzufinden".

Ein Gegen-Vertriebsmodell würde nur funktionieren, wenn es "vollständig und flächendeckend gestartet würde". Und stünden die Verlage dahinter, würden bald schon beträchtliche Gewinne fließen. Vor allem aber, so Ziegler, erwürben die Verlage Macht: "die Möglichkeit, Amazon die Buchbelieferung kollektiv abzusagen, stünde als Drohung im Raum".

Was immer auch von Zieglers Utopie Wirklichkeit werden mag, Ansätze für alternative Vertriebsmodelle im Buchhandel gibt es schon. Plattformen wie Sobooks oder Projekte wie LOG.OS zeigen, dass dies nicht nur theoretisch möglich ist. Und alle Initiativen eint ein Ziel, das auch Ziegler am Herzen liegt: den Buchhandel nicht plattzumachen, "sondern diesen über ein ausgeklügeltes Verrechnungssystem an allen Umsätzen zu beteiligen".