Serie: 190 Jahre Börsenverein in 19 Objekten (11/19)

„Mit freudigem Stolze“ – die Deutsche Bücherei

24. April 2015
von Börsenblatt
Als der Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig am 3. Oktober 1912 zusammen mit dem Königreich Sachsen und der Stadt Leipzig „mit freudigem Stolze“ die Deutsche Bücherei aus der Taufe hob, besaß auch Deutschland eine Bibliothek, die die Aufgabe hatte, die Literatur des Landes zu sammeln, zu archivieren und zu verzeichnen. Carola Staniek berichtet von der wechselvollen Geschichte einer Institution.

Damit wurde eine über Jahrzehnte diskutierte Idee in die Tat umgesetzt. Die Stadt stellte den Bauplatz zur Verfügung, das Land übernahm die Baukosten und der Börsenverein verpflichtete sich, die Verleger zu veranlassen, die neue Institution unentgeltlich mit ihren Neuerscheinungen zu beliefern.

Mitten im Ersten Weltkrieg, am 2. September 1916, wurde nach zweieinhalbjähriger Bauzeit die Deutsche Bücherei in Leipzig feierlich eingeweiht. Die historische Fotografie dokumentiert das Eintreffen von König Friedrich August von Sachsen und seiner älteren Schwester Mathilde, die Stufen des festlich geschmückten Gebäudes emporschreitend. Nach Fanfarenklängen und Thomanerchor übergab der Bauleiter Karl Julius Baer symbolisch den Schlüssel an Graf Vitztum von Eckstädt vom Königlich Sächsischen Ministerium. Nach seiner Dankesrede überreichte er den Schlüssel dem Ersten Vorsitzenden des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Artur Seemann, als dem neuen Eigentümer der Deutschen Bücherei.

 

Der Börsenverein hatte in seiner langen Geschichte wertvolle historische Bibliotheksbestände gesammelt, die infolge des Zweiten Weltkrieges schwere Verluste erlitten und dem Deutschen Buch- und Schriftmuseum übergeben wurden. Dessen wenige vom Krieg unversehrt gebliebene Bestände wurden 1950 in die Deutsche Bücherei integriert. In den Jahren 1959 und 2005 übereignete der Börsenverein zunächst die Buchbestände und dann die Archivalien und grafischen Sammlungen dem Deutschen Buch- und Schriftmuseum in der Deutschen Bücherei.

1946 wurde in Frankfurt am Main wiederum von Börsenverein im Bündnis mit der Stadt und dem Sitzland ein Pendant der Deutschen Bücherei mit dem Namen Deutsche Bibliothek gegründet.

Mit der Wiedervereinigung Deutschlands wurden die Bibliotheken in Leipzig und Frankfurt sowie das 1970 in Berlin als Abteilung der Deutschen Bibliothek gegründete Musikarchiv in Berlin zu einer Gesamtinstitution vereinigt, die 2006 den ihrer Funktion entsprechenden Namen erhielt: Deutsche Nationalbibliothek.

Die in der Nachkriegszeit aufgebauten Bestände seiner Bibliothek und seines Historischen Archivs übergab der Börsenverein dem Frankfurter Haus der Deutschen Nationalbibliothek im Jahr 2002.

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C. Staniek (c.staniek@dnb.de)