Sitzung des Sortimenter-Ausschusses

"Schritt für Schritt die Reform angehen"

6. Juli 2015
von Börsenblatt
Der Deutsche Buchhandlungspreis, die Strukturreform des Börsenvereins, aktuelle Rechtsfragen, Metadatenbank und VBL Tix – das waren Themen, über die am Mittwoch im Sortimenter-Ausschuss diskutiert wurde.

Kyra Dreher, Geschäftsführerin des Sortimenter-Ausschusses, berichtete, dass die Preisverleihung für den Deutschen Buchhandlungspreis im September in Frankfurt in der Deutschen Nationalbibliothek stattfinden werde. Buchhändler könnten sich noch bis 29. Mai für die Auszeichnung bewerben.

In Sachen EU-Politik wies Dreher auf ein zentrales Vorhaben der EU-Kommission hin: Die Entwicklung eines digitalen Binnenmarktes, in dem alle Produkte grenzüberschreitend für alle zugänglich gemacht werden sollen. Dieser „digital single market“ hätte weitreichende Folgen für die Branche, so Dreher. „Da rollt etwas auf uns zu.“ Eine erste Auflassung aus Brüssel werde es im Mai geben. 

Strukturreform des Börsenvereins

Über diesen Tagesordnungspunkt wurde ausführlich diskutiert. Herzstück der Reform sind die Interessengemeinschaften (IGs), die für alle Sparten offen stehen. (Näheres zur Strukturreform unter boersenverein.de).

Anders als zunächst geplant, soll die Strukturreform nicht mit einem „großen Wurf“ vollzogen werden, sondern in einem mehrjährigen, iterativen Prozess. Die Reform sei so gravierend, hätte so viele Konsequenzen, die nicht planbar seien, dass man Schritt für Schritt vorgehen werde, sagte Dreher. So ist etwa vorgesehen, anders als im Konzept vom November 2014, die Fachausschüsse zunächst beizubehalten. Das Branchenparlament solle jedoch abgeschafft und seine Aufgaben weitgehend den Fach-Ausschüssen übertragen werden.

Vorsteher Heinrich Riethmüller betonte, dass der Börsenverein „schneller und besser zu Beschlüssen kommen muss. Momentan sind wir ein relativ träger Verband“. Durch die IGs können spartenübergreifend auf kurzen Wegen diskutiert werden, „das macht uns schneller“. 

Buchhändler Manfred Keiper aus Rostock vermisst in dem Reformentwurf „die Verbindlichkeit und Verantwortung für Beschlüsse“. Veit Hoffmann, Buchhändler aus Achim, stellte die Frage, wer über die IGs entscheiden werde, etwa über die Einberufung, die Teilnehmerzahl, die Auflösung etc.

Dieter Dausien, Sortimenter aus Hanau, befürchtet, dass es bei der Überführung der AGs in die IGs Probleme geben könnte.Riethmüller wies darauf hin, dass man all dies ausprobieren müsse. Jörg Robbert (Kassel) fragte, wie die Bildung von IGs befördert werden solle. Mehrfach wiesen die Mitglieder im Sortimenter-Ausschuss darauf hin, dass es weiterhin eine Vertretung für die Buchhändler geben müsse, sonst würden die Buchhändler im Verband ihre Heimat verlieren.

Iris Hunscheid (Achim) sieht in der Reform die Möglichkeit, leichter spartenübergreifend zu diskutieren. Detlef Büttner appellierte, nicht schon jetzt mögliche Endpunkte im Sinne zu haben, sondern zunächst einmal „den ersten Schritt zu gehen und diesen in den Mittelpunkt zu stellen“.

Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, unterstrich, dass die Reform nur mit den Mitgliedern gemeinsam und nicht gegen jemanden möglich sei. Büttner möchte den Reformprozess als „lernenden Prozess“ verstehen. „Sollte der erste Schritt in eine andere Richtung führen, müssen wir dorthin gehen.“

Aktuelles aus der Rechtssprechung

Börsenvereinsjustiziar Christian Sprang gab einen Abriss über die jüngsten juristischen Entwicklungen, die die Branche betreffen. Ein Geschenk zum Welttag des Buches habe es mit dem Gesetzesentwurf zur Preisbindung von E-Books gegeben. Bundeswirtschaftsministerium peilt an, dass das Gesetz bereits am 1.Januar 2016 in Kraft tritt.

Preisaktionen bei E-Books wurden ebenfalls vom Justiziar näher beleuchtet. Man stehe den Aktionen kritisch gegenüber, gleichwohl wisse man, dass insbesondere Selfpublisher sie gerne nutzen. Ab Herbst, wenn das neue VLB vorliegt, werde es möglich, die Aktionen per VLB sichtbar zu machen. In einem Merkblatt solle dann genau definiert werden, wann welche Aktionen von den Verlagen gemeldet werden müssen, damit alle Marktteilnehmer auf dem gleichen Informationsstand sind.

Von der Arbeit der AG Pro

Franziska Bickel, Vorsitzende der AG Pro (Prozesse, Rationalisierung, Organisation), berichtete über die Arbeit der AG, insbesondere über die Bundle-Problematik. Eine Task Force der AG Pro habe gemeinsam mit der MVB Datensätze für Onix 2.1 sowie GS1 entwickelt, so dass die verschiedenen Mehrwertsteuer-Sätze eines Bundles erfasst werden können. 

Die Produkte der MVB 

Sandra Schüssel, Leiterin Produktmanagement bei der MVB, gab einen Überblick über das neue VLB, das im August an den Start geht, buchhandel.de sowie die Digitale Vorschau VLB Tix.

Das VLB werde neue Funktionen haben, die Prüfroutinen würden erhöht und die Datenqualität, wie etwa die Anzeige der Lieferbarkeit, verbessert, nannte Schüssel nur einige Punkte. Die Lieferbarkeitsanzeige erachten die Sortimenter als besonders wichtig. Veit Hoffmann plädierte dafür, „Verlage, die auf die Frage der Lieferbarkeit keine Rückmeldung zu geben, auf nicht lieferbar zu stellen“. Auch Detlef Büttner sagte, dass man sich über die Lieferbarkeit mehr Gedanken machen müsse.

Bei der Information über buchhandel.de wies die Leiterin Produktmanagement darauf hin, dass sich die Zahl der Händler auf buchhandel.de von 400 im November auf 800 im März erhöht hätten. Im März habe es rund 13.000 Bestellungen gegeben, 22 Prozent der Kunden seien Wiederkäufer. Noch befinde sich das Portal in der Betaversion, am 18. Mai soll die Betaphase ändern – mit der Umsetzung weiterer Verbesserungen.

Detlef Büttner bemerkte, dass „kein Filialist auf buchhandel.de zu finden ist“. Sandra Schüssel erinnerte daran, dass sich jeder Buchhändler ohne Kosten listen lassen könne. Wenn über die Standard-Anbindung der Buchhändler hinaus individuelle Anpassungen beim Bestellhandling gewünscht sind, sei auch dies möglich, wie bereits für Osiander umgesetzt. Gemeinsam mit den einzelnen Filialisten müsste man die individuellen Aufwände definieren.

MVB-Geschäftsführer Ronald Schild unterstrich, „dass man nicht jedem Buchhändler seine Plattform bauen kann“. Gleichwohl sei das Budget für buchhandel.de für das laufende Jahr erhöht worden.

In puncto VLB Tix gab Sandra Schüssel einen Einblick ins Live-System und den Zeitplan. Demnach ist der Start für das vierte Quartal dieses Jahres geplant. Die Testphase mit Pilotkunden startet Ende Mai.