Antiquariat

Gebührenstruktur von Antiquariat.de, Qualitätskriterien

29. April 2015
von Börsenblatt
Dirk Borutta berichtet von einer Diskussions- und Informationsveranstaltung der Genossenschaft der Internet-Antiquare (GIAQ), die am vergangenen Samstag in Berlin abgehalten wurde.

Am 25. April fand im Restaurant "Lindengarten" zu Berlin-Mitte eine öffentliche Informationsveranstaltung der Genossenschaft der Internetantiquare (GIAQ) statt, an der etwa 40 Antiquare teilnahmen. Anlass des Treffens waren die zu erwartenden Zumutungen, die nach der angekündigten Zusammenlegung von ZVAB und Abebooks im Oktober auf die einzelnen Anbieter zukommen werden. Es sollten Vorschläge erörtert werden, wie man diesen durch die Stärkung des Portals Antiquariat.de, aber auch der Genossenschaft gemeinsam entgegentreten kann.

Zwei Themen standen im Vordergrund: Die Gebührenstruktur von Antiquariat.de und die von der GIAQ festgelegten Qualitätskriterien, die für das Erstellen von Angeboten erforderlich sind. Den thematischen Einführungen, die GIAQ-Vorstandsmitglied Dr. Peter Rudolf durch klar strukturierte Referate erledigte, folgten leidenschaftliche Auseinandersetzungen, die aber nicht zu (erwarteten) Zerwürfnissen führten. Rasch wurde klar, dass ohne eine feste Gebühr die gesicherte Geschäftsgrundlage für die Plattform fehlte, die benötigt wird, um laufende Kosten für Technik und Wartung zu bestreiten. Der Vorschlag, Neueinsteigern eine einjährige Teilnahme ohne Grundgebühr zu gewähren, wurde aus Fairnessgründen gegenüber den zahlenden Anbietern abgelehnt. Im Gegenteil: Viele Anwesende zeigten sich spontan bereit dazu, höhere Gebühren zu zahlen, um mit den Erträgen Maßnahmen zu finanzieren, die erforderlich sind, um den Bekanntheitsgrad des Portals zu erhöhen.

Auch die Aufweichung oder Abschaffung der Qualitätskriterien wurde fast einhellig abgelehnt. Obwohl die 500jährige Tradition der "Produktbeschreibung" und das Beharren der Vertreter der GIAQ auf korrekte Anwendung der Standards manchem als dünkelhaft und herablassend erscheinen, dienen diese als wichtiges Alleinstellungsmerkmal gegenüber Großanbietern, die eine quasi automatisierte An- und Verkaufsmethodik verfolgen und sich vor allem durch ein effizientes Lagerungs- und Versandsystem auszeichnen. Des Weiteren sorgen ordentliche Beschreibungen für eine bessere Auffindbarkeit der einzelnen Titel. Zudem wird durch die gewissenhafte Darbietung das Vertrauensverhältnis zwischen Antiquar und Kunden gestärkt, da Letzterer sich auf die Angaben verlassen kann. Mir als Antiquar gefällt die Vorstellung, sich der Herausforderung eines hochwertigen Angebots als Unternehmensziel zu stellen, zumal wenn dazu die Unterstützung erfahrender Kollegen in Aussicht gestellt wird.

Fazit: Durch die Veranstaltung konnte inhaltlich Einiges geklärt werden, Vorbehalte gegenüber der Genossenschaft wurden gemindert. Ein Stimmungsbild ergab ein breites Einvernehmen bezüglich der bisherigen Gebührenordnung und für den Erhalt der geltenden Einstellbedingungen. Zum Erreichen der weiteren Ziele ist die tatkräftige Kooperation und Unterstützung vieler Antiquare nötig. Der Einsatz lohnt sich, denn man verteidigt vor allem eine berufliche Eigenschaft, die man bereits vertritt oder noch anstrebt: Individualität, mit dem Hang zur eigenen Meinung

Dirk Borutta

Dirk Borutta betreibt in der Großbeerenstraße 50 in Berlin-Kreuzberg ein auf Philosophie, klassische Philologie, Geschichtswissenschaft, Literaturwissenschaft und Kunst spezialisiertes Antiquariat.