Publishers‘ Forum 2015

Digitales Wissen wird gern eingekauft

28. April 2015
von Torsten Casimir
Aufschlussreiche Statistiken über die Entwicklung von Mergers und Acquisitions in der Medienbranche referierte auf dem Publishers‘ Forum in Berlin der M&A-Experte Axel Bartholomäus. Seinen Zahlen zufolge nimmt das Transaktionsvolumen nach einer deutlichen Delle in den Jahren 2009/2010 wieder zu.

2014 habe dieses Volumen über die gesamte deutsche Medienindustrie hinweg 7,1 Mrd. Euro betragen; beziffert sind damit die Umsätze der Unternehmen, die übernommen worden sind – nicht die gezahlten Preise (die in der Regel ohnehin nicht bekannt werden).

Print sei dabei längst nicht abgeschrieben, berichtete der Geschäftsführer von Bartholomäus & Cie. 2014 sei in etwa zu gleichen Teilen in klassische und in digitale Formate investiert worden. Zum Vergleich acht Jahre zuvor: 2008 lagen die Deals mit Print etwa dreimal höher als die digitalen Zukäufe. Im Fachmedien-Sektor seien vergangenes Jahr die Print-Akquisitionen sogar wieder steigend (von 55 Prozent 2012 auf 65 Prozent 2014), die Digital-Deals hingegen entsprechend rückläufig. Für Buchverlage und Buchhandlungen gilt Bartholomäus zufolge: „Diese Unternehmen konsolidieren sich nach wie vor über das klassische Geschäft.“ Zwei Ausnahmen, die jeder kennt: Edel und Bastei Lübbe.

Allerdings seien Investitionen ins Print-Geschäft mittlerweile anders motiviert als früher: „Print-Geschäft wird heute überprüft im Hinblick auf sein digitales Transformationspotenzial“, erklärte Bartholomäus. De Gruyter mit seinen Zukäufen von Zeitschriften und deren anschließender Überführung in innovative Open-Access-Modelle sei in typisches Beispiel für diesen Trend.

Neu sei auch die Strategie des Wissenstransfers: Während in der Vergangenheit nach einem Zukauf das Interesse dahin gegangen sei, Know-how vom Käuferunternehmen hin zum erworbenen Unternehmen zu betreiben, habe sich die Richtung des Integrationsmanagements um 180 Grad gedreht: „Heute wird gezielt nach digitalem Know-how gesucht, das nach einem Kauf oder einer Beteiligung in das Kerngeschäft des Käufers einfließen soll.“