Österreichisches Traditionshaus in neuen Händen

Porsche-Erbe kauft den Residenz Verlag

16. Juli 2015
von Börsenblatt
Zum 1. Juni hatte das Niederösterreichische Pressehaus bereits das Kinderbuchprogramm des Residenz Verlags an die G&G Verlagsgesellschaft verkauft – jetzt bekommen auch die anderen Programmlinien einen neuen Eigentümer: den österreichischen Unternehmen Peter Daniell Porsche.

Über seine Beteiligungsgesellschaft PDP Holding übernimmt Porsche 100 Prozent der Anteile; laut Mitteilung an die Medien will er den Verlag mit all seinen Programmsegmenten (Literatur, Sachbuch) und dem Stammteam weiterführen, ihn wieder von St. Pölten zurück an den Gründungsort Salzburg holen. Die bisherigen Verlagsleiterinnen Claudia Romeder (Programm) und Roswitha Wonka (Kaufmännisches) sollen auf ihren Positionen bleiben, verantworten künftig zudem – in Abstimmung mit dem CEO der PDP Holding Rafael Walter − die Geschäftsführung.

Die PDP Holding von Peter Daniell Porsche, Ur-Enkel des Porsche-Gründers Ferdinand Porsche, hat ihren Sitz in Salzburg. Das Unternehmen bündelt unterschiedliche Beteiligungen, investierte sowohl in die Gastronomie als auch in Kultur, Soziales, Bildung und Medien. Am bekanntesten ist sein Engagement für die Paracelsus-Schule in St Jakob am Thurn. „Geld macht dann glücklich, wenn man damit etwas bewirken kann in der Welt“, sagte der Konzernerbe 2012 in einem Interview mit der „FAZ“.

Zurück nach Salzburg und zurück zum Kerngeschäft

Ob dieses Credo auch beim Kauf des Residenz Verlags eine Rolle spielt, ist zwar unklar. Dennoch dürfte feststehen, dass Porsche auch im Fall Residenz nicht in erster Linie an monetäre Erfolge denkt. „Wir fühlen uns der beeindruckenden Vergangenheit des Residenz Verlags verpflichtet und sehr verbunden, außerdem sind wir uns seiner großen Bedeutung für die Förderung und Etablierung der österreichischen Literatur nach 1945 bewusst“, wird er in der Pressemitteilung zur Übernahme zitiert. „Mir ist es ein besonderes Anliegen, dass im Zeitalter von E-Books schön gestaltete, werthaltige und gedruckte Bücher mit gutem Inhalt ihren Stellenwert nicht verlieren.“ Dass es sein Investment ermögliche, dass sich der Residenz Verlag seinem ursächlichen Kerngeschäft in Ruhe widmen könne, bereite ihm große Freude.

NP-Buchverlag wird reaktiviert

Der bisherige Eigentümer des Residenz Verlag, das Niederösterreichische Pressehaus in St. Pölten, will sich nach eigenen Angaben auf seine Kernkompetenzen, Druckerei und Zeitungsverlag, konzentrieren – gleichzeitig jedoch auch den hauseigenen NP-Buchverlag reaktivieren: Hier sollen weiterhin Schulbücher (Fach: Religion) und Regionaltitel für Niederösterreich und Burgenland erscheinen.

Den zuletzt zu Residenz gehörenden Kinderbuchverlag Nilpferd hatte das Niederösterreichische Pressehaus bereits zum 1. Juni verkauft − an die G & G Verlagsgesellschaft (Archiv: Das Nilpferd schlüpft bei Glöckler unter).