Scharfe Kritik von Verdi an der Entwicklung bei Also Logistics

"Vernichtungsstrategie Walter Droeges"

12. August 2015
von Börsenblatt
Die Redaktion des Weltbild-Verdi-Blogs erhebt schwere Vorwürfe gegen Investor Walter Droege: In einem Schreiben, das über "dramatische Entwicklungen" informiert, ist von einer "Vernichtungsstrategie" Droeges für Weltbild/Also die Rede. Die Geschäftsführung fordere einen drastischen Personalabbau bei der Logistik, Lohnkürzungen und den Einsatz von Leiharbeitern. Falls der Betriebsrat nicht zustimmt, sei eine Schließung von Also Logistics noch vor dem 1. Oktober angedroht worden.

Laut Weltbild-Verdi-Blog gefährde Walter Droege mit seiner "Vernichtungsstrategie" den Fortbestand der gesamten Gruppe. Die Gewerkschafter sprechen von einer "vorsätzlich herbeigeführten Insolvenz der Also-Logistik in Augsburg" − "der letzte Trumpf des Milliardärs aus Düsseldorf." Sein Ziel sei es, die Mitarbeiter der Logistik ohne einen angemessenen Sozialplan billig zu entsorgen, die Betriebsratsstrukturen zu zerschlagen und regulär Beschäftigte im großen Stil durch Leiharbeiter zu ersetzten.

Zuvor hätten Droeges Anwälte die Einrichtung einer gerichtlichen Einigungsstelle gegen den Betriebsrat durchgesetzt. Der Vorsitzende dieser Einigungsstelle, der Arbeitsrichter Holger Dahl, forderte Walter Droege im Juli auf, persönlich an den Verhandlungen um die Zukunft des Augsburger Unternehmens teilzunehmen. Daraufhin habe Droege die Insolvenz des Logistik-Bereichs veranlasst. Die Gewerkschafter vermuten: "Offenbar hatte Droege erkannt, dass er Massenentlassungen zum Nulltarif auch über eine Einigungsstelle nicht erzwingen kann, und sich daraufhin für eine perfide Strategie entschieden: Er nutzt nun das Insolvenzrecht als Waffe gegen die Beschäftigten und ihre Interessenvertretung. So sollen die Beteiligungsrechte des Betriebsrats und die vertraglichen Ansprüche der MitarbeiterInnen aus der Überleitungsvereinbarung von 2014 vom Tisch gefegt werden."

Beim Einstieg hatte Droege 2014 laut Weltbild-Verdi-Blog folgende Punkte vertraglich mit Betriebsrat und Gewerkschaft vereinbart:

Kündigungen nur als letztes Mittel nach Ausschöpfung aller Alternativen (Kurzarbeit, zeitweiser Verleih von Arbeitskräften an andere Unternehmen, freiwilliges Ausscheiden mit Abfindung) kein Einsatz von Leiharbeitern, solange in der Logistik noch Unterbeschäftigung besteht Sozialplanleistungen und eine Transfergesellschaft wie 2014, falls doch Kündigungen notwendig sein sollten Verhandlungen zum Abschluss eines Haustarifvertrags.

Eine E-Mail an den Betriebsrat

Stattdessen habe Reiner Wenz, Eigenverwalter der insolventen Also-Logistik in Augsburg, dem Betriebsrat gestern ein E-Mail ausgehändigt: "Dieses Mail richtete sich nicht an den Betriebsrat, sondern es handelte sich um das Schreiben eines Anwalts an einen anderen Anwalt. Beide stehen mittelbar in den Diensten von Walter Droege, der mit diversen und ständig wechselnden Rechtsvertretern seit Monaten jeden Verhandlungs-Fortschritt verhindert. Aktuell sind auf Arbeitgeberseite vier unterschiedliche Kanzleien beauftragt. Worin deren Auftrag genau besteht, ließ sich bisher nicht abschließend klären", so die Gewerkschafter. 

In dem Mail werden mehrere Forderungen formuliert, die Also Deutschland angeblich gegenüber dem Augsburger Betriebsrat aufstellt. Die Gewerkschafter zitieren:

"a) Personalabbau von 300 Vollzeitstellen zum 1.9.2015 (Abfindung maximal mit Faktor 2,5; insgesamt maximal 2,3 m€).

b) Kündigung aller Betriebsvereinbarungen zum 1.9.2015 (Wochenarbeitszeit, Urlaubstage, Sonderurlaub, Weihnachtsgeld, etc.).

c) Anwendung logistischer Tarifvertrag.

d) Keine Sozialauswahl.

e) Aufnahme von Leiharbeit."

Wenn diese Forderungen nicht erfüllt werden, drohe laut Wenz die Schließung der Logistik noch vor dem 1. Oktober.

Ein verhandlungsfähiges Konzept liege dagegen weiterhin nicht vor. Stattdessen würden die beteiligten Anwälte darauf verweisen, dass sie sich erst einarbeiten müssten. "So wird der enge Zeitraum bis zur Insolvenzeröffnung am 1. Oktober bewusst vertan", kritisieren die Gewerkschafter. Der aktuelle Geschäftsführer der Logistik, Interims-Manager Reiner Wenz, könne keinerlei Expertise im Bereich Logistik vorweisen und habe bis heute keinen einzigen eigenen Vorschlag zur Lösung der Misere beigetragen. "Aus Sicht des Betriebsrats gehört auch das zur perfiden Strategie des Walter Droege: Chaos in die Verhandlungen bringen, Zeit schinden und dann die Insolvenzordnung nutzen, um Fakten zu schaffen und die Mitarbeiter billig zu entsorgen."

Nächste Sitzung der Einigungsstelle am 24. August

Am 24. August ist die nächste Sitzung der Einigungsstelle und möglicherweise die letzte Chance auf eine vernünftige Einigung, berichten die Gewerkschafter. Der Betriebsrat verlangt die Einhaltung der geltenden Verträge einschließlich der Haftungsvereinbarung mit der nicht insolventen Also Mobility GmbH für Sozialplanansprüche der Logistik-Mitarbeiter. "Wir brauchen zeitnah einen runden Tisch mit den Anteilseignern, der Politik und dem Betriebsrat und ver.di als Beteiligten. Dass die Logistik geräuschlos entsorgt wird, werden wir nicht zulassen", zeigen sich die Gewerkschafter und Betriebsräte kampfbereit.