Analyse zur Situation bei Also Logistics und Weltbild

Ein Spiel nach den Regeln von Walter Droege

19. August 2015
von Börsenblatt
Weltbild und Also Logistics kommen nicht zur Ruhe, im Gegenteil: Der Ton wird schärfer. Investor Walter Droege spielt bereits seit Monaten ein ganz eigenes Spiel – nach seinen Regeln. Eine Analyse von Börsenblatt-Redakteurin Christina Schulte.

Walter Droege und seine Mitstreiter, allen voran Reiner Wenz, Geschäftsführer bei Also Logistics in Augsburg, kämpfen mit harten Bandagen gegen Mitarbeiter und Betriebsrat. Derweil laufen offenbar immer größere Verluste in der Logistik auf, die Rede ist von bislang drei Millionen Euro. Das von Droege versprochene Drittgeschäft will noch keine Fahrt aufnehmen, würde zudem Investitionen und Umbaumaßnahmen erfordern.

Walter Droege agiert bei alledem nicht allein: Diverse namhafte, auf Wirtschafts- und Insolvenzrecht spezialisierte Kanzleien unterstützen ihn in seinem Tun, tragen seine teils absurden Forderungen zusammen, gießen sie in eine juristische Form, versehen sie mit Fristen und bauen den Druck auf. Und das alles in einem Unternehmen, das sich in Insolvenz in Eigenverantwortung befindet. Will heißen: Es gibt den Sachwalter Frank Kebekus, der Führung nach Gutsherrenart durch den Eigentümer sollte damit theoretisch ein Riegel vorgeschoben sein.

Aufgabe des Sachwalters ist es, grob gesagt, die wirtschaftliche Lage des Schuldners zu prüfen und dessen Geschäftsführung zu überwachen. Dass es nicht einfach ist, in einem Droege-Unternehmen überhaupt informiert zu werden, geschweige denn, etwas zu prüfen oder gar zu überwachen, diese Erfahrung musste auch der Weltbild-Minderheitsgesellschafter Arndt Geiwitz in den letzten Wochen mehrfach machen. Kebekus dürfte Ähnliches erleben.

Mit offiziellen Meldungen hält sich der Sachwalter momentan zurück, sagte jedoch in der „Süddeutschen Zeitung“, dass der Zeitdruck bei Also Logistics da sei und forderte Betriebsrat sowie Droege auf, endlich einzulenken. Man brauche eine belastbare Zusage des Gesellschafters für Investitionen und ein kooperatives Zusammenarbeiten der Arbeitnehmer-Vertreter.

Diese Investitionen, so sie denn getätigt werden, könnten wiederum für das Geschäft von Weltbild Retail Folgen haben. Würde der Logistikstandort umgebaut, um etwa Elektroartikel o.ä. für Drittkunden auszuliefern, wie es aus Unternehmenskreisen verlautet, könnten die Weltbild-Produkte auf der Strecke bleiben. Damit würde Droege eine neue Baustelle in seinem eigenen Imperium aufmachen, bekanntermaßen hält er auch 60 Prozent an Weltbild. Ob ihn das stört? Unlösbar ist das logistische Problem keineswegs. Nicht nur in der Mitte Deutschlands locken Kapazitäten, die die Lücke füllen könnten.

Strippenzieher und Finanzier Walter Droege im Hintergrund, Frank Kebekus, Arndt Geiwitz und Reiner Wenz: Es ist eben jenes Quartett, das gemeinsam mit den Betriebsräten Arbeitsplätze bei Weltbild und Also Logistics retten, die Unternehmen sanieren und wieder in die Erfolgsspur bringen sollte. Es ist aber auch jenes Quartett, bei dem Interessen und Kräfte so unterschiedlich verteilt sind, dass dies nur schwer gelingen kann. Wenn die Situation bis zu einer möglichen Eröffnung des Also-Insolvenzverfahrens Anfang Oktober weiter eskaliert, werden allein durch das Spielen auf Zeit Fakten geschaffen.