Tolino-Allianz verliert einen Partner

Club-Bertelsmann wird geschlossen

19. August 2015
von Börsenblatt
Bereits zum 1. April hatte der Club Bertelsmann die letzten beiden von einst 320 Filialen geschlossen,  bis Ende des Jahres soll auch das Katalog- und Onlinegeschäft abgewickelt werden. In Düsseldorf trafen nun erstmals die Vertriebspartner und die Bertelsmann-Anwälte aufeinander, es geht um einen Streit in Millionenhöhe.

Im September vergangenen Jahres teilte Bertelsmann mit: Ende 2015 ist Schluss mit dem Club − eine folgenschwere Entscheidung. Damit verliert die Tolino-Allianz einen ihrer Gründungspartner: Zuletzt erreichte der Club noch 850.000 Kunden (Stand 31. März 2015), die laut Unternehmensangaben regelmäßig beim Club Bertelsmann einkauften. Zu welchem Alliierten die Tolino-Kunden des Clubs migriert werden, ist nach Aussage eines Unternehmenssprechers noch unklar. Ähnlich wie bei der Abwicklung des Sony E-Book-Stores werden die Kunden Anfang 2016 wohl ohne eigenes Zutun zu Thalia, Weltbild, Hugendubel oder einem anderen Partner "verschoben", sofern sie dem nicht widersprechen.

Durch den Verkauf von 67 ehemaligen Weltbild plus-Filialen an Rüdiger Wenk − die inzwischen insolvente Buchhandelskette Lesensart − hatte es bereits eine Schwächung des Vertriebsnetz gegeben. Durch die Öffnung der Tolino-Allianz für Libri-Buchhändler konnten allerdings bundesweit 220 neue Bühnen für den Tolino im stationären Sortiment geschaffen werden.

Währenddessen trafen am Dienstag vor dem Landgericht Düsseldorf erstmals die Bertelsmann-Anwälte und drei der Buchclub-Vertriebspartner aufeinander. Diese "Verpächter" (zu denen unter anderem Buchhändler gehören) hatten in der Vergangenheit auf eigene Rechnung Club-Mitglieder geworben und an Bertelsmann verpachtet – in Verträgen ohne Laufzeit wurden dabei Umsatzprovisionen zugesichert, die durch das Aus des Clubs nicht mehr fließen.

Richter Martin Vomhof machte laut Medienberichten (einen ausführlichen Hintergrund liefert etwa die "Rheinische Post") deutlich, dass die Kündigung der Verträge nach vorläufiger Einschätzung der Kammer ungültig sei und riet den Parteien, einen Vergleich zu schließen. Dieser dürfte sich den Vertriebspartnern zufolge in zweistelliger Millionenhöhe bewegen. Bertelsmann zeigte sich kompromissbereit, wollte aber keinen Kommentar abgeben. Kommt keine Einigung zustande, will das Landgericht am 29. September seine Entscheidung im Streit verkünden.

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